Der Wahlkampf sei langweilig. Es gebe keine Unterschiede zwischen den Parteien, den Kandidaten fehlten die Zukunftsvisionen und die Wähler wendeten sich enttäuscht ab. So heißt es seit Wochen. Das TV-Duell zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausforderer schien dieses Urteil nur einmal mehr zu bestätigen. Es ist ein falsches Urteil. Die Menschen im Land wenden sich keineswegs ab. Sie machen sich Gedanken über die Lage in Deutschland und der Welt. Und sie sorgen sich um die Zukunft. Ob Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder Wohnungsnot, ob Elektromobilität, Bildung oder Digitalisierung - die Wähler erwarten Antworten von den Parteien und Politikern, wie sie auf die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte reagieren wollen. Das hat die Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten aus dem Landkreis eindrucksvoll gezeigt.
Mehr noch: Die zahlreichen Wortbeiträge haben das Urteil wiederlegt, wonach die Deutschen sich nach Beständigkeit sehnten und keine Veränderungen wünschten. Die große Mehrzahl der Gäste, die sich meldeten, wünscht sich sehr wohl, dass sich etwas ändert im Staat: Etwa, dass sie gerechter entlohnt werden, dass sie bezahlbare Wohnungen finden, dass die Natur geschützt wird und die Bundesrepublik keine Waffen exportiert. Und die Politiker auf dem Podium, sie zeigten klare Kante und deutliche Unterschiede in ihren Positionen.
Und noch eines machte die von der Volkshochschule Taufkirchen und der SZ organisierte Runde deutlich: Ein Thema, das vermeintlich die größte Rolle in diesem Wahlkampf spielt, bewegt bei weitem nicht so, wie es manche Parteien glauben machen wollen - Flucht und Zuwanderung. In zweieinhalb Stunden gab es keine einzige Frage dazu. Was heißt das? Die Wähler wissen sehr wohl, welche Themen für sie wirklich wichtig sind - und welche lediglich von Populisten groß geredet werden.