Kommentar:Unveränderte Herausforderung

Der momentane Zuweisungsstopp an Flüchtlingen ist kein Grund, die Richtung zu ändern. Landrat und Bürgermeister tun gut daran, an ihrer Linie festzuhalten und die Zahl 9000 bis zum Jahresende im Auge zu behalten

Von Martin Mühlfenzl

Mitten in der österlichen Ruhe hätten es sich Landrat Christoph Göbel und die Bürgermeister des Landkreises sehr einfach machen können. Sie hätten mit Verweis auf die derzeit so niedrigen Flüchtlingszahlen die Quoten senken, Siedlungs- und Bauprojekte zurückfahren und somit einen gewissen Teil verärgerter und sogenannter besorgter Bürger wieder etwas beruhigen können. Die ganz einfache Botschaft hätte lauten können: Im Moment kommen weniger Flüchtlinge, also müssen wir auch nicht mehr so viele unterbringen. Gut, dass der Landrat und seine Kollegen dieser sehr einfach gestrickten Logik nicht gefolgt sind - und auch nicht folgen werden.

Die gewaltige Herausforderung der Aufnahme, Unterbringung und freilich auch Integration von Flüchtlingen ist kein bisschen kleiner geworden. Früh haben es die Politiker des Landkreises verstanden, die Agenda der zu leistenden Anstrengungen deshalb auch nicht klein zu halten. Weil ihnen, noch ehe die Regierung von Oberbayern dem Landkreis bis zu 9000 Flüchtlinge bis Jahresende vorausgesagt hatte, klar gewesen ist, wie unkalkulierbar die Flüchtlingspolitik ist - und bleibt. Die politisch Handelnden dürfen sich daher weder von Momentaufnahmen noch von Stimmungen leiten lassen; es wäre unredlich und für den inneren Frieden einer Gesellschaft gefährlich, zwei Wochen des Innehaltens als Kehrtwende nutzen und verkaufen zu wollen. An der Zahl 9000 darf deshalb nicht gerüttelt werden.

Diese konsequente und standhafte Haltung wird sich auszahlen, wenn wieder deutlich mehr Menschen ins Land kommen. Wenn Bürger wegen neuer und womöglich zu großer Unterkünfte und Siedlungen wieder vermehrt und lautstark aufschreien. Verlässlichkeit ist auch in der Kommunalpolitik ein sehr hohes Gut. Und die Bürger haben sich bisher darauf verlassen können, dass ihr Landrat und ihre Bürgermeister geschlossen und auch transparent agieren. Selbst dann, wenn sie Botschaften erklären müssen, die nicht jeder so gerne hört - wie jene, dass immer mehr Schutzsuchende in den Landkreis kommen.

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