Kommentar:Unterföhring macht es vor

Die Zeiten der Nothilfe sind vorbei, in der Integrationsarbeit geht es jetzt um die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Flüchtlinge

Von Sabine Wejsada

Wir schaffen das." Kaum ein Satz hat mehr Menschen umgetrieben als diese Aussage von Bundeskanzlerin Angelika Merkel in der Bundespressekonferenz am 31. August 2015. Und während vielerorts noch immer lamentiert wird, dass es keinesfalls zu schaffen ist, sind die Unterföhringer bereits zahlreiche Schritte weiter. Am Ort wird weniger schwadroniert über das Flüchtlingsthema als ganz einfach zugepackt, um denen so gut es geht zu helfen, die Schutz suchen.

Mehr als 250 Ehrenamtliche setzen sich seit Monaten für die in Höchstzeiten 300 Flüchtlinge in der Traglufthalle ein, zeigen ihnen Unterföhring, lassen sie teilhaben an Brauchtum und Festen, organisieren Sprachkurse und veranstalten Kennenlern-Cafés. Die Freiwilligen und auch eine unaufgeregte Bevölkerung leisten einen wichtigen Beitrag, dass sich die derzeit 222 jungen Männer in Unterföhring ein bisschen zu Hause fühlen können. Das verdient Lob und Anerkennung. Diese gelten ebenso dem Engagement der örtlichen Vereine, die ihre Sportanlagen und Abteilungen für die Flüchtlinge öffnen. Und auch die Anstrengungen der ansässigen Firmen und Unternehmen, die Sachspenden sammeln und sich um die Heimatlosen kümmern, stehen für Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit.

Jetzt sind die Zeiten der Nothilfe in Unterföhring vorbei, die Integrationsarbeit der Helfer wird um das Kapitel "Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Flüchtlinge" erweitert. Maximal 175 der Traglufthallen-Bewohner werden in Unterföhring bleiben und eine feste Unterkunft beziehen. Die vom Landratsamt abgesegnete Empfehlungsliste dafür hat der Helferkreis erstellt - unter Einbeziehung der Flüchtlinge selbst und ohne großen Stress zu verursachen, auch wenn fast 50 bald schon nicht mehr im Ort wohnen werden. Man kennt sich, man schätzt sich, man versteht sich und man kann sich besuchen. Und Unterföhring kann sagen: Ja, es ist zu schaffen.

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