Kommentar:Transparenz statt Heimlichtuerei

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Unterföhrings Bürgermeister wollte den Neubau eines modernen Campus hinter verschlossenen Türen verhandeln - und wird dafür vorgeführt

Von Sabine Wejsada

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Diese Erfahrung hat nun das Unterföhringer Rathaus machen müssen. Dass sich Bürgermeister, Bauverwaltung und die Gemeinderäte Stillschweigen auferlegt haben, was die seit Monaten andauernden Verhandlungen mit dem in der Kommune ansässigen Medienunternehmen Pro Sieben Sat 1 über den gewünschten Neubau eines modernen Campus auf dem bestehenden Gelände an der Medienallee angeht, ist ihnen nun auf die Füße gefallen: Der Konzern hat als Gastgeber des Neujahrsempfang der örtlichen CSU seine Zukunftspläne für den Standort öffentlich gemacht - und damit zumindest den parteifreien Bürgermeister vorgeführt. Im Rathaus der Mediengemeinde ist man durchaus verschnupft darüber, dass das Unternehmen ganz offen über das geplante Vorhaben spricht, während man selbst wohl in vorauseilendem Gehorsam lieber hinter verschlossenen Türen über dem Projekt gebrütet hätte. So kann's gehen.

Und genau so sollte es eben nicht sein. Stadt- und Gemeinderäte tun gut daran, es mit der Geheimhaltung nicht zu übertreiben, wo sie nicht vorgeschrieben ist. Gerade in der Lokalpolitik hat es schnell den Anschein von Geheimniskrämerei, wenn Gremien still vor sich hin beraten können, weil die Bürger ausgeschlossen sind. Solch ein Vorgehen schafft Misstrauen, heizt die Gerüchteküche an und vergrätzt die Bürger. Im schlimmsten Fall treibt es diese - wie jüngst beim geplanten Schlachthof in Aschheim - auf die Barrikaden.

Dabei steht der offensive Umgang mit Informationen für Transparenz und das viel zitierte Mitnehmen der Bürger. Die Verantwortlichen im Haarer Rathaus haben das unlängst bewiesen, als sie ihr - wenn auch schlussendlich vergebliches - Werben um BMW von Anfang an öffentlich artikulierten. Das schafft Vertrauen in der Bevölkerung und im besten Fall Akzeptanz, auch wenn nicht alle immer mit allem einverstanden sein mögen. Am Ende muss sich niemand übergangen fühlen.

© SZ vom 24.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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