Arm und sexy - das war der provokante Slogan, den der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit einst der notorisch klammen Bundeshauptstadt gegeben hat. Nun ist Pullach, mal abgesehen davon, dass es ein BND-Standort ist, nicht wirklich mit Berlin zu vergleichen. Eher im Gegenteil: Die Isartalgemeinde, in der die Großbetriebe Sixt und Linde residieren, ist die zweitreichste Kommune im Landkreis und kommt für sieben Prozent der gesamten Kreisumlage auf.
Das schmerzt derzeit, schließlich sind die Gewerbesteuereinnahmen auf ein Drittel des Rekordergebnisses von 2013 geschrumpft: Im aktuellen Haushalt sind sie vorsichtig mit 21 Millionen Euro angesetzt. Eine Einnahmequelle, die leider "überhaupt nicht vorhersehbar" ist, wie Kämmerer Marcus Eckert feststellen musste. Ausgleichen muss er das mit den Rücklagen, die zum vergangenen Jahresabschluss 77 Millionen Euro betrugen. Dass sie nun bis 2019 gänzlich für Investitionen aufgebraucht werden sollen, erhitzt die Gemüter. Verantwortungslos finden das die Fraktion der WIP und Martin Eibeler von der FDP, die dem Haushalt nicht zugestimmt haben. "Es war einmal eine reiche Gemeinde Pullach . . .", verkündet die WIP in einer Pressemitteilung und fügt an, dass in der freien Marktwirtschaft ein Aufsichtsrat niemals so einem Plan zustimmen würde.
Sicher: Pullach hat viel Geld auf der hohen Kante, doch was nützt es da oben? Die Rücklagen stammen aus fetten Jahren, aber auch aus Jahren, in denen Lösungen für Schwimmbad oder Grundschule beschlossen und verschoben wurden. Pullach ist so, um es mit Wowereit zu sagen, ziemlich reich, aber in vielerlei Hinsicht unsexy geworden. Es wird Zeit, dass die Gemeinde mit ihrem Geld das tut, wofür es da ist. Für die Bürger liegt der Reichtum einer Kommune in den Möglichkeiten, die sie bietet.