Kommentar:Putzbrunner Peinlichkeit

Es war die Chance, einen Fauxpas zu beheben. Doch der Gemeinderat schafft es wieder nicht, in der Causa Michael-Haselbeck-Straße die eigene dunkle Vergangenheit kritisch aufzuarbeiten

Von Lars Brunckhorst

Da hat Putzbrunns Bürgermeister seiner Gemeinde einen Bärendienst erwiesen: Erst lässt Edwin Klostermeier ein Schild anbringen, wodurch klar wird, dass eine Straße nach einem NS-Bürgermeister benannt ist. Danach schafft er es nicht, dass zumindest auf die Hintergründe seiner Amtszeit hingewiesen wird. Zur Erinnerung: Fast zwei Jahrzehnte lang hat es niemanden gekümmert, wer Michael Haslbeck war, nach dem eine quer durch den Ort verlaufende Straße heißt. Dann kam die Projektgruppe Ortsleitbild auf die Idee, in der Straße - und mit ihr in 18 anderen - Zusatzschilder anzubringen, die über die Herkunft der Straßennamen informieren. Die Folge: In der Michael-Haslbeck-Straße steht auf Veranlassung des Rathauses seit kurzem der Hinweis: Putzbrunner Bürgermeister 1935 - 1945. Eine äußerst fragwürdige Ehre, mehr als 70 Jahre nach Kriegsende.

Der Putzbrunner Gemeinderat hätte die Chance gehabt, den Fauxpas zu beheben. Er hätte einfach - wie er es im Falle der Wernher-von-Braun-Straße getan hat - beschließen können, den Hinweis zu ergänzen, etwa um die Worte: von den Nationalsozialisten eingesetzter Bürgermeister. Doch eine knappe Mehrheit im Gemeinderat entschied am Dienstagabend, das Thema gar nicht weiterzubehandeln, sondern von der Tagesordnung abzusetzen. So bleibt der Eindruck, die Gemeinde habe einem Nazi eine Straße gewidmet.

Im Ergebnis haben die Projektgruppe Ortsleitbild und Bürgermeister Klostermeier in ihrer Naivität damit das Gegenteil dessen erreicht, was sie beabsichtigten. Michael Haslbeck mag nur ein Mitläufer und kein Täter gewesen sein, doch das jetzige Hinweisschild suggeriert fatalerweise, dass die Straße genau wegen seiner damaligen Funktion nach ihm benannt wurde. Nach dem erfolglosen Versuch 1999, die Straße umzubenennen, ist es bereits das zweite Mal, dass der Putzbrunner Gemeinderat die Chance zur kritischen Aufarbeitung der eigenen dunklen Vergangenheit vergeben hat. Peinlich!

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