Kommentar:Mut zur Veränderung

Das Ja der Kirchheimer im Bürgerentscheid zeigt, dass sie bereit sind, den 40 Jahre währenden Streit hinter sich zu lassen

Von Christina Hertel

Es geht vorwärts in Kirchheim, und das ist gut so. Nicht nur, weil der Ort Wohnraum dringend braucht - die Mieten sind hier so teuer wie fast nirgendwo im Landkreis. Nicht nur, weil im alten Gymnasium das Wasser von der Decke tropft und jetzt eine moderne, zukunftsfähige Schule kommt. Nicht nur, weil ein neues Rathaus gebaut wird, in dem die Mitarbeiter endlich wieder zusammen unter einem Dach arbeiten können. Und nicht nur, weil jetzt in Kirchheim ein schöner Park entsteht. Das Ja im Bürgerentscheid ist vor allem deshalb ein Erfolg, weil es zeigt, dass Einigkeit nach 40 Jahren Streit und Diskussion doch noch möglich ist.

Vor einem Jahr hat der Gemeinderat das Konzept Kirchheim 2030 verabschiedet - bei einer Gegenstimme. Danach haben CSU, SPD und FDP weiter daran gearbeitet. Sie verhandelten mit den Bauträgern, verpflichteten sie, Wohnraum vergünstigt zu vermieten und zu verkaufen. Und schließlich überzeugten CSU, FDP und SPD die Bürger gemeinsam von ihrer Idee. Das Parteibuch spielte keine Rolle. Persönliche Befindlichkeiten auch nicht. Es ging um die Sache.

Nun hat der Bürger, auf den ja bekanntlich immer große Rücksicht genommen werden muss - egal ob es um Lärm, Verkehr oder überhaupt Veränderungen irgendeiner Art geht - gezeigt, dass er fähig ist, über seinen Tellerrand zu schauen. Ja, es wird Baustellen geben, Lärm und Schmutz. Ja, das Ganze wird Geld kosten. Und ja, es werden auch neue, fremde Menschen nach Kirchheim ziehen. Der Ort wird sich verändern. Aber die Wähler haben mit ihrer Stimme deutlich gemacht, dass sie sich darauf einlassen wollen. Dass Kirchheim 2030 kommt, sollte auch den anderen Gemeinden Mut für große Projekte machen - für Planungen, die eine Vision für den Ort haben und nicht nur die nächste Nachverdichtung abwickeln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: