Kommentar:Keine Träne wert

Die Entscheidung des Unterföhringer Gemeinderats, das Einheimischenmodell zu beerdigen, war richtig

Von Sabine Wejsada

Am Ende hat die Mehrheit im Unterföhringer Gemeinderat genau das Richtige getan, indem sie das Einheimischenmodell beerdigt hat. Nicht nur deswegen, weil der Rechtsanwalt der Kommune Bedenken hatte, sondern weil derartige Konstrukte der Begünstigung Ortsansässiger längst aus der Zeit gefallen sind und sich als Instrumente gegen explodierende Mieten und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum für weniger Betuchte keineswegs eignen.

Mag sein, dass die europarechtlichen Gründe, insbesondere die von der EU kritisch gesehene Frage der Gleichbehandlung, einen Ausschlag beim Votum im Gemeinderat gegeben haben. Freilich barg die Vorgabe zur Vergabe von Grundstücken zum Vorzugspreis, in deren Genuss nur Unterföhringer hätten kommen sollen, die Gefahr, dass sich auch andere Interessenten in das Einheimischenmodell hätten einklagen können. Das wollte die Mehrheit offenbar nicht riskieren, selbst wenn andere Gemeinden im Landkreis München, wie etwa Kirchheim oder Oberhaching, fleißig an ihren Einheimischenmodellen basteln und immer neue Drehs finden, wie sie ihren Bürgern zu vergünstigtem Baugrund verhelfen können, ohne dass die EU mit Konsequenzen droht.

Doch in der Hochpreisregion München kosten selbst von Kommunen subventionierte Grundstücke Unmengen an Geld. In Unterföhring etwa sollte ein Vermögen von bis zu 300 000 Euro eines Bewerbers erlaubt sein, um ihn bei der Vergabe einer Parzelle nicht von vornherein ausschließen zu müssen. Wie bitte? Zur Daseinsvorsorge in den Städten und Gemeinden gehört es, aktiv erschwinglichen Wohnraum zu schaffen - und zwar in ausreichendem Maße, etwa über die soziale Bodennutzung oder Genossenschaften.

Gerade Unterföhring, wo sich mittlerweile zwischen 60 und 80 Interessenten auf eine Gemeindewohnung bewerben, sollte sich in Zukunft intensiv daran machen, Mietshäuser im großen Stil zu bauen, in denen sich Junge wie Alte, Alleinstehende und Familien eine Wohnung leisten können. Und beileibe nicht einem fragwürdigen Einheimischenmodell nachweinen, mit denen nur wieder die begünstigt werden, die es ohnehin schon dicke haben.

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