Kommentar:Jammern auf hohem Niveau

Grünwald zahlt in diesem Jahr 122 Millionen Euro Kreisumlage. Beklagen muss sich die Gemeinde deshalb nicht

Von Bernhard Lohr

In Grünwald und in Sauerlach haben am Dienstagabend Gemeinderäte ein Lamento wegen der Gemeindefinanzen angestimmt. Es gehört zur Folklore von Haushaltssitzungen. In Grünwald eigentlich nicht. Aber natürlich musste jemand kritisch anmerken, dass die Anhebung des Kreisumlagesatzes bei den Grünwaldern eine besonders starke Wirkung erzielt. Die, die jetzt schon viel zahlten, werden zwar prozentual einfach wie alle anderen stärker zur Kasse gebeten. In realen Zahlen aber, also in Euro, macht das immense Summen aus, zumal Grünwald vor zwei Jahren eine Rekordeinnahme an Gewerbesteuer erzielte.

Das bildet die Grundlage für die Berechnung der Kreisumlage, über die dem Kreis aus Grünwald im Jahr 2018 satte 122 Millionen Euro zufließen. 2017 waren es im Haushaltsplan noch 86 Millionen gewesen. Bei einer solchen Mehrbelastung darf man jammern, könnte man sagen. In Sauerlach wird freilich auf gänzlich anderem Niveau geklagt. Dort bereitet Gemeinderäten Sorgen, wie ihre Gemeinde ein Gymnasium finanzieren soll.

Die Befindlichkeiten in Grünwald und in Sauerlach zeigen, wie unterschiedlich die Verhältnisse im insgesamt wohlhabenden Landkreis München sind. Und sie sind ein Zeichen dafür, dass die Kreisräte im September vergangenen Jahres richtig lagen, als sie die Finanzierung der weiterführenden Schulen auf neue Füße stellten. Für Neubauten zahlt nun der Landkreis mehr als die Gemeinde, in der die weiterführende Schule entsteht. So sollte ein Ausgleich zwischen den Kommunen erzielt werden. Auch die höhere Kreisumlage hat diesen Umverteilungseffekt. Dabei geht es nicht um Sozialneid auf kommunaler Ebene, sondern um Chancengerechtigkeit für die Schüler, die beste Bildungseinrichtungen vorfinden sollten - unabhängig davon, in welcher Kommune im Landkreis sie zur Schule gehen.

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