Kommentar:Hausaufgaben nicht gemacht

Niemand weiß, wie viele Flüchtlingskinder nach den Sommerferien Schulen im Landkreis besuchen werden, deswegen wäre es um so wichtiger, vorbereitet zu sein, um keine böse Überraschungen zu erleben. Der Freistaat hat die Probleme möglicherweise unterschätzt

Von Korbinian Eisenberger

Es klingt schon etwas paradox: Der einwohnerstärkste Landkreis Bayerns, in dem am Dienstag mehr als 3500 Erstklässler eingeschult werden, soll den derzeitigen Zuzug an jungen Flüchtlingen ernsthaft mit drei neuen Übergangsklassen auffangen. Dass das nicht reichen wird, daran dürfte eigentlich angesichts der momentanen Lage niemand ernsthafte Zweifel hegen. Im Schulamt ist man sich der Problematik bewusst; dort heißt es - wenn auch reichlich zaghaft -, es müssten "weitere Maßnahmen" folgen. Die Verantwortlichen sitzen allerdings nicht im Schulamt und auch nicht im Landratsamt, sondern ein paar Kilometer weiter im Bildungs- und Kultusministerium.

Es scheint, als habe der Freistaat die Probleme, die auf Bayerns Schulen in den kommenden Wochen und Monaten zukommen, unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen. Zugegebenermaßen lässt sich nicht genau vorhersagen, wann wie viele Flüchtlinge im Landkreis ankommen und wie viele von ihnen schulpflichtig sind. Und dennoch ist die Kritik von BLLV, SPD und Grünen richtig, dass die Vorbereitungen nicht ausreichend sind - zumindest punktuell. Deutlich kleinere Landkreise wie etwa Freising oder Wolfratshausen mit wesentlich geringeren Schülerzahlen scheinen da schon eher gerüstet zu sein.

Im Landkreis München mit einer Drittelmillion Einwohner braucht es in diesem Sommer sicher mehr als drei zusätzliche Klassenzimmer für 60 Einwanderer-Kinder. Aufgabe des Landkreises ist es deshalb, bei Bildungsminister Ludwig Spaenle noch mehr Unterstützung einzufordern. Nicht, dass am Ende die Ansage kommt, man möge die Übergangsklassen entsprechend auffüllen und vergrößern. Damit würde man Lehrern und Kindern den Deutschunterricht noch beschwerlicher machen, als er ohnehin schon ist.

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