Kommentar:Fehlplanung und Faulheit

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Dass die nnenstädte und Ortszentren veröden ist nicht nur die Schuld der Kommunalpolitiker. Auch wir alle tragen als Verbraucher unseren Teil dazu bei

Von Lars Brunckhorst

Die Namen wechseln, aber die Geschichten ähneln sich: Erst schließt der Supermarkt, dann machen nach und nach die umliegenden Geschäfte dicht und am Ende sind Einkaufszentrum oder Ortsmitte tot. So ist das mit der Lindenpassage in Taufkirchen, mit dem IAZ in Unterschleißheim und jetzt mit dem Ladenzentrum in Oberschleißheim. Zum 1. Juli sperren dort die letzten beiden Läden zu: Bezeichnenderweise sind es ein Backshop - echte Bäckereien gibt es ja schon lange nicht mehr - und eine Apotheke.

Die Gründe für den Niedergang sind meist ein Geflecht aus Veränderung und Versagen: Erst wird von den Eigentümern nicht in die alte Bausubstanz investiert, dafür von den Gemeinden - meist am Ortsrand - neues Gewerbe ausgewiesen. Daraufhin bleiben zunächst die Kunden aus und geben dann die guten Läden auf. An ihre Stelle ziehen die Billigheimer ein, womit sich die Abwärtsspirale weiter dreht, bis das Ladensterben nicht mehr aufzuhalten ist und nur noch eines hilft: alles platt machen. Die Folgen sind etwa in Unterschleißheim eindrucksvoll zu besichtigen: Im Zentrum der 30 000-Einwohner-Stadt hält neuerdings einmal die Woche ein Lastwagen, um die Einwohner mit Lebensmitteln zu versorgen.

Schuld an der Verödung der Innenstädte sind aber auch wir Konsumenten: Wir holen das Brot lieber beim Großeinkauf schnell aus dem Backautomaten des Discounters, als eigens zum Bäcker zu gehen, und bestellen den neuen Roman oder Reiseführer lieber abends auf der Couch am Tablet statt anderntags in der Buchhandlung zu stöbern. Gleichzeitig aber jammern wir, dass das innerörtliche Angebot immer schlechter wird und die Ortsmitten ihr Flair verlieren. In den Rathäusern beginnt man, das Problem zu erkennen. In Unter- und Oberschleißheim etwa liegen Pläne in den Schubladen, die Zentren mit neuen Einkaufspassagen attraktiver zu gestalten. Allein: Politik und Investoren können sich nicht einigen. Den Preis zahlen derweil die Menschen und die Umwelt. Statt Einkäufe um die Ecke zu erledigen, ist das Auto zum Großmarkt nötig.

© SZ vom 20.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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