Kommentar:Erosion an der Basis

Der Austritt von drei CSU-Gemeinderäten in Feldkirchen trifft die Partei an empfindlicher Stelle

Von Martin Mühlfenzl

Der Bruch in der Feldkirchner CSU samt drei Parteiaustritten stellt eine Erosion dar, die bis in die Kreisgeschäftsstelle nach Unterhaching zu spüren ist. Respektive bis nach Berlin, denn dort weilt derzeit CSU-Kreischef Florian Hahn dienstlich - und dort sind auch einige der Gründe zu finden, deretwegen drei Gemeinderäte der christsozialen Union den Rücken kehren.

Es ist schon ein wenig krude, dass CSU-Gemeinderäte ihren Austritt damit begründen, dass die eigene Partei als kleinster Koalitionspartner in Berlin eine Flüchtlingsobergrenze gegen die Schwester CDU nicht durchbringt. Wer die Obergrenze will, stellt sich doch als Bayer nicht gegen den Obergrenzen-Erfinder Seehofer. Um zu einem Fall Steinbach zu werden, fehlen dem Abschied der Gemeinderäte Potenzial und Logik. Die Vertriebenenfunktionärin hat ihren Austritt aus der CDU mit ihrer rechtspopulistischen Weltanschauung und der Vorliebe für die AfD wenigstens präzise begründen können.

Dennoch kann sich die Causa Feldkirchen für den CSU-Kreischef zu einem Problem entwickeln. Der Bundestagsabgeordnete muss zwar keine Angst haben, dass ihm auf der rechten Flanke seiner Partei neue Konkurrenz erwächst. Der CSU-Kreisvorsitzende läuft aber Gefahr, eines seiner großen Versprechen nicht einlösen zu können: die CSU im nördlichen Landkreis wieder dauerhaft zu einem echten Machtfaktor auf kommunaler Ebene zu machen.

Hier, nördlich der A 94 und A 99, lebt in acht von insgesamt 29 Städten und Gemeinden im Landkreis mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Aber nur in zwei Kommunen stellt die CSU den Bürgermeister - in den ländlich geprägten Kommunen Aschheim und Kirchheim. Den urbanen Raum dominiert die SPD. Und jetzt kann die CSU auch Feldkirchen auf längere Zeit schlicht vergessen. Das ist die wirkliche Erosion, die sie in der Kreis-CSU spüren.

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