Rosenstraße statt Gartenstraße, Lindenweg statt Waldstraße: Die Grasbrunner Gemeinderäte haben kein Problem damit, Straßen umzubenennen. Nach und nach sollen alle doppelt vergebenen Namen aus dem Ortsplan getilgt werden. In der Nachbargemeinde Putzbrunn dagegen hängt man an den eingeführten Straßennamen selbst dann, wenn mit ihnen Protagonisten und Mitläufer der NS-Diktatur geehrt werden. Nach dem Beschlussvorschlag, der den Gemeinderäten nächste Woche vorgelegt wird, soll das Problem durch Zusatzschilder gelöst werden. Das mag bei der Wernher-von-Braun-Straße funktionieren - bei der Michael-Haslbeck-Straße macht es die Sache eher schlimmer.
Wernher von Braun war ein bedeutender Wissenschaftler, der dazu beitrug, dass Menschen auf dem Mond landeten. Zuvor war er als technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde maßgeblich an der Aufrüstung für den Vernichtungskrieg in NS-Deutschland beteiligt, die mit der brutalen Ausbeutung von Zwangsarbeitern einherging. Eigentlich sollte keine Straße nach diesem Mann benannt sein. Aber man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass ein Zusatzschild, das diesen Teil von Brauns Biografie in den Vordergrund stellt, ein Beitrag zur Erinnerung an die NS-Verbrechen ist.
Ganz anders verhält es sich mit dem von den Nazis als Putzbrunner Bürgermeister eingesetzten Michael Haslbeck. Er war, nach allem was man weiß, nichts weiter als ein kleines Rädchen der Nazi-Diktatur. An ihn braucht man nicht zu erinnern - nicht mit einem Straßennamen und schon gar nicht mit einem Zusatzschild, das ihn als Bürgermeister ausweist. Die Gemeinderäte sollten sich ein Herz fassen und die Straße umbenennen, wie es der damals in Haar lebende Holocaust-Überlebende und Zeitzeuge Max Mannheimer vor fast 20 Jahren schon vergeblich gefordert hat. Er wäre ein würdiger Namensgeber für diese zentral gelegene Straße.
