Kommentar:Ein Gebot der Fairness

Die Kreisbehörde stockt das Salär ihrer Mitarbeiter auf. Die Kommunen stellen sich darauf ein, bald diesem Beispiel zu folgen. Angesichts der Lebenshaltungskosten wäre das nur angemessen

Von Martin Mühlfenzl

Ein Auszubildender im Landratsamt München wird sich vom kommenden Jahr an über ein kleines Plus freuen dürfen. 75 Euro mehr erhält der Azubi künftig im Monat - zusätzlich zu seinem ohnehin nicht üppigen Salär von 833 Euro im ersten Ausbildungsjahr. Ein eigenständiges Leben in der Landeshauptstadt, vielleicht sogar in der Nähe des Landratsamtes am Mariahilfplatz in der Au, wird sich der Lehrling trotz des kleines Bonus sicher nicht leisten können. Aber das können ohnehin die wenigsten Mitarbeiter der Verwaltung des Landkreises.

Der Kreistag des Landkreises wird mit der von ihm beschlossenen Arbeitsmarktzulage die Lebensumstände seiner Angestellten nicht radikal ändern. Die zusätzliche Vergütung für die Angestellten der Behörde sei daher nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, könnte daher manch einer kritisieren - und Widerspruch ist angesichts der Lebenshaltungskosten in der Stadt und auch im Landkreis nur schwer anzubringen. Dennoch ist es richtig, dass die Kreispolitik ein Zeichen setzt: Fachkräfte, qualifizierte Arbeitnehmer, lernbereite junge Menschen sollen das Landratsamt als einen Arbeitgeber wahrnehmen, der sich um seine Belegschaft kümmert, ihnen Türen öffnet, sie langfristig binden will - und ihnen Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet. Dafür, so das Signal, ist der Landkreis bereit, Geld in die Hand zu nehmen.

Denn für den Auszubildenden mögen es im ersten Jahr seiner Lehre nur 75 Euro mehr sein. Der Landkreis indes wird seinen Etat in den kommenden drei Jahren um jeweils eine Millionen Euro ausdehnen müssen. Dafür, und auch das ist ein starkes Zeichen, sind alle Fraktionen bereit, eine mögliche Erhöhung der Kreisumlage in Kauf zu nehmen. Das viel stärkere Signal aber geht von den Bürgermeistern im Kreistag aus. Denn sie wissen, dass die Erhöhung der Bezüge für Mitarbeiter des Landratsamtes nur der erste Schritt sein wird - sie werden mittelfristig nicht umhin kommen, auch Zulagen für die Angestellten in den Rathäusern einzuführen. Das ist ein Gebot der Fairness.

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