Kommentar:Direkt ins Abseits

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Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller vernachlässigt die Kreispolitik. Das rächt sich jetzt

Von Bernhard Lohr

Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller und ihre SPD hatten offenbar nicht auf dem Schirm, was für eine wichtige Debatte am Montag im Landratsamt anstand. Sonst hätte Müller kaum andere Termine wahrgenommen und sich stattdessen in die Sitzung begeben. So aber musste sie nachträglich zur Kenntnis nehmen, dass der Bau- und Schulausschuss des Kreistags der Gemeinde Druck macht, sich zu einem Schulcampus zu bekennen. Dabei stand die Tagesordnung seit Tagen im Internet, samt Beschlussvorschlag. Es ging um viel für Haar. Da darf man sich im Rathaus nicht überraschen lassen.

Und doch kam es so. Damit hat sich Müller eine Blöße gegeben, die sie und ihre Partei schlecht aussehen lassen. Wie so oft bei der Haarer SPD lässt sich eine Linie zurückziehen zu Müllers Vorgänger Helmut Dworzak, der leider die Kreispolitik gering schätzte. Seine Nachfolgerin trat auch in dieser Hinsicht in seine Fußstapfen. Sie begnügte sich bei der Kreistagswahl 2014 mit einem hinteren Listenplatz und zog erwartungsgemäß nicht in das Gremium ein. Kein Mandatsträger aus Haar nahm am Montag an der Sitzung teil.

Während Bürgermeisterin Müller am Montag anderweitig beschäftigt war, verfolgten zwei Gemeinderäte der CSU die Entscheidung des Kreisgremiums und die CSU positionierte sich anschließend mit einer Presseerklärung zu Standort und Finanzierung der Realschule. Die Haarer CSU hat sich in der Realschuldebatte bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Die Christsozialen forderten im Wahlkampf 2013 immer einen Sparkurs in der Gemeinde ein und reagierten zugleich schulterzuckend auf die Millionenausgaben für die von ihnen geforderte Realschule. Ihre jüngste Unterschriftenaktion war eine Farce, weil klar war, dass kaum jemand eine Realschule in seiner Heimatgemeinde ablehnen würde. Und doch: Die CSU könnte am Ende der Sieger sein. Müller und ihre SPD stehen jetzt da, als hätten sie die Entwicklung verschlafen, sie stehen als Blockierer im Abseits. Es rächt sich, dass die Haarer SPD die Kreispolitik lange nicht ernst genommen hat.

Die Bürgermeisterin muss dort eine Stimme haben.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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