Kommentar:Die Wahrheit liegt in der Mitte

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Der Landkreis und die Kommunen treiben eine Bildungsoffensive voran. Doch sie werden nicht jeden Wunsch erfüllen können

Von Martin Mühlfenzl

Es ist etwas in Bewegung geraten. Ein Fels eher als der sprichwörtliche Stein, der ins Rollen gebracht wird. Seit einigen Jahren verändert sich die Bildungslandschaft des Landkreises in rasantem Tempo; mit gewaltigem finanziellem Aufwand sanieren der Landkreis und die Kommunen Schulen wie das Gymnasium Neubiberg, bauen an Standorten wie Ottobrunn oder nun auch in Kirchheim neu und schaffen - und das ist das zukunftsweisende - komplett neue Gymnasien wie in Ismaning und Unterföhring.

Ein Blick in die Geschichte des Landkreises macht deutlich, welche Entwicklung die Region in den vergangenen fünf Jahrzehnten genommen hat: In den Sechzigerjahren gab es im Landkreis ein einziges Gymnasium - in Gräfelfing. Wer Abitur machen wollte, hatte damals nur die Möglichkeit, in die Landeshauptstadt zu pendeln. Diesen Rückstand gegenüber der Stadt hat der Landkreis längst aufgeholt - hinter der Münchner Schulbauoffensive braucht er sich längst nicht mehr verstecken. Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. Das machen andauernde Diskussionen um die optimale Größe von Schulen deutlich - Befürworter möglichst kleiner Einheiten und Verteidiger großer Gymnasien liegen auch im Landkreis im Dauerclinch.

Der richtige Weg aber liegt - wie meistens - in der Mitte. Angesichts des anhaltend starken Zuzugs in den Landkreis und der damit verbundenen Schülerzahl ist es nicht möglich, den Bedarf an Gymnasien dadurch zu decken, die Schülerzahlen zu deckeln. Fakt ist aber auch, dass riesige Lernfabriken mit 1500 Schülern nicht mehr in die Zeit passen; die Anonymität und schiere Dimension solcher Einrichtungen erleichtert Kindern und Jugendlichen das Lernen kaum. Das Bekenntnis des Landkreises, neue Schulen bauen zu wollen, ist daher mehr als begrüßenswert. Den verständlichen Wunsch von Eltern, Lehrern und Schülern nach optimalen Lernbedingungen wird aber selbst eine reiche Region wie der Landkreis nicht erfüllen können.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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