Wohnungsbau:Weg mit den Stellplatzverordnungen

Olching:Zwei einfache Untere Mittelklasse Garagen beim Eigenheim

Dass mit Wohnhäusern auch Garagen gebaut werden müssen, gehörte zum Konzept der autogerechten Stadt.

(Foto: Johannes Simon)

Der Freistaat will in Oberhaching ein Haus für anerkannte Flüchtlinge bauen. Und was ist die größte Sorge der Gemeinderäte? Parkplätze.

Kommentar von Wolfgang Krause

Der Freistaat will in Oberhaching auf eigene Kosten Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge schaffen, die auf dem freien Markt keine Bleibe finden. Vier Menschen sollen sich dort jeweils eine 42-Quadratmeter-Wohnung teilen, also in äußerst beengten Verhältnissen leben. Und was ist die größte Sorge der Oberhachinger Gemeinderäte? Dass nicht genug Parkplätze für Autos geschaffen werden. Deshalb wollen sie lieber auf eine der Wohnungen verzichten. Wie absurd.

Natürlich ist auch den Oberhachinger Lokalpolitikern bewusst, dass sich die Flüchtlinge, für die das Haus gebaut wird, eher kein Auto leisten können. Aber sie haben Angst, dass später einmal andere Leute dort einziehen könnten und deren Autos dann auf der Straße stehen. Oder dass andere Bauwerber sich auf diesen Präzedenzfall berufen könnten und auch auf Parkplätze verzichten wollen. Beides könnte durchaus passieren, die Frage ist nur: Was wäre so schlimm daran?

Relikt aus der Zeit der autogerechten Stadt

Wir leben in einer Region, in der Wohnraum extrem knapp und teuer ist. Alle reden davon, dass sie den Autoverkehr zurückdrängen wollen. Da wäre es nur konsequent, wenn man sich von dem Zwang, für jede Wohnung auch Garagen, Parkplätze oder Carports zu schaffen, verabschieden würde. Die Stellplatzsatzungen sind ein Relikt aus der Zeit der autogerechten Stadt, das die Zersiedelung fördert und die Immobilienpreise nach oben treibt.

Ihren eigentlichen Zweck erfüllen die Verordnungen gerade in ländlichen Gemeinden wie Oberhaching ohnehin nicht. Solange es genug freie Parkplätze am Straßenrand gibt, stellen die Leute dort auch ihr Auto ab - und nutzen ihre Garagen lieber, um dort Gerümpel zu lagern. Und wenn die Parkplatzsuche einmal zum Problem wird, überlegt sich vielleicht die eine oder andere Familie, ob sie wirklich zwei oder drei Autos braucht.

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