Kommentar:Die Kleinen lässt man hängen

Wenn der Bund Autobahnen ausbaut, darf er den Lärmschutz nicht auf die Kommunen abwälzen

Von Martin Mühlfenzl

In Unterföhring prallen Welten aufeinander. Am Aschheimer Weg liegt die 1. Kleingartenanlage, ein grünes Idyll, liebevoll gepflegt von seinen Mitgliedern - nur wenige Meter weiter im Norden dröhnt die A 99, eine der meistbefahrenen Autobahnen der Republik. Beide Welten haben ihre Berechtigung. Und doch ist es so, dass beide nicht gleichermaßen protegiert oder geschützt werden. In diesem ungleichen Duell der Gartler gegen die Autofahrer drohen die Kleinen zu unterliegen.

Der Verkehr auf der A 99 wird in den kommenden Jahren nicht weniger werden, sondern rasant zunehmen. Die Belastungen für die Bürger in Unterföhring und Ismaning südlich und nördlich der Trasse durch Abgase und insbesondere Lärm sind schon längst akut - und werden sich weiter multiplizieren. Denn für den Bund hat der Ausbau der neuralgischen Trasse absolute Priorität; der - einigermaßen - störungsfreie Fluss auf der Nord-Süd-Tangente muss zwingend gewährleistet werden. Dem gegenüber stehen freilich die Interessen der betroffenen Gemeinden. Und die fühlen sich mit Recht ziemlich allein gelassen. Das Beispiel Kirchheim zeigt, dass der Bund versucht, mögliche Kosten für Lärmschutzmaßnahmen größtenteils auf die Kommunen umzulegen - 1,75 Millionen Euro kosten die Lärmschutzwände auf Kirchheimer Gemeindegebiet, die derzeit errichtet werden. Den Großteil muss die Gemeinde selbst tragen.

Der Bund darf sich nicht weiter aus der Verantwortung stehlen. Es ist unredlich, die Kommunen beim Lärmschutz sich selbst zu überlassen. Das Beispiel der Gemeinde Unterföhring, die weiter 2,5 Millionen Euro für eigene Maßnahmen zurückhält, offenbart deren Verzweiflung. So weit hat der Bund manche Gemeinde bereits getrieben.

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