Kommentar:Die falsche Bühne

Bela Bachs Angriffe auf den Bundestagsabgeordneten Florian Hahn mögen inhaltlich berechtigt sein - ihr Profil muss die SPD-Kreisvorsitzende aber erst in der Kommunalpolitik schärfen

Von Martin Mühlfenzl

Einem Wehrexperten und Mitglied des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag "allgemeines Säbelrassen" vorzuwerfen, entbehrt nicht einer gewissen Finesse. Und wären diese Tage nicht so ernst, könnte Bela Bachs Verbalattacke auf den CSU-Kreischef Florian Hahn auch als nicht zu unterschätzender Kalauer durchgehen. Doch es sind bitterernste Zeiten - und eben keine für unausgegorene Vergleiche und witzig gemeinte Wortspiele.

Dass die SPD-Kreisvorsitzende Äußerungen Hahns nach den verheerenden Attentaten von Paris ins Visier nimmt, ist verständlich. Es gehört zur Aufgabe einer Kreischefin, das Profil der eigenen Partei zu schärfen - und dabei die inhaltlichen Unterschiede zur politischen Konkurrenz deutlich hervorzuheben. Und davon gibt es zwischen den eher links angehauchten Genossen im Landkreis und den eher restriktiven Christsozialen rund um die großen Linien der Flüchtlingsdebatte so einige. Der Versuch Bachs, dem Bundestagsabgeordneten Hahn öffentlichkeitswirksam auf Augenhöhe zu begegnen, liegt freilich auch ein persönliches, politisches Kalkül der Sozialdemokratin zugrunde - sie will mit aller Macht wie Hahn im nächsten Bundestag sitzen. Den Wehrexperten der CSU freilich wird dies eher weniger tangieren - es wäre schon arg verwunderlich, wenn er die verbalen Attacken aufgreifen und in eine persönliche Auseinandersetzung mit Bach einsteigen würde. Aus Hahns Sicht sticht der Ober in diesem Fall ganz klar den Unter.

Der Kreisrätin Bach steht die Bühne eines Bundestagsabgeordneten nicht zur Verfügung. Noch nicht. Ihre Plattform ist bis zum nächsten Bundestagswahlkampf vielmehr die Kreispolitik, die kommunale Kärrnerarbeit. Diese Bühne muss Bach nutzen, um ihr eigenes Profil zu schärfen. Die Flüchtlingsthematik bietet dazu ausreichend Gelegenheit, wird von den Wählern in den Städten und Gemeinden doch genau registriert, wer sich in diesen ernsten Zeiten ernsthaft engagiert - noch hat die SPD-Kreischefin diese Chance nicht ergriffen.

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