Kommentar:Der Landkreis tickt anders

CSU und SPD verlieren massiv. Aber der große Sieger ist hier nicht die AfD, sondern die FDP

Von Lars Brunckhorst

Alle, die schon immer wussten, dass der Landkreis München anders ist als der Rest der Republik, dürfen sich durch den Wahlausgang bestätigt fühlen: Zwar haben CSU und SPD auch zwischen Unterschleißheim und Grünwald massiv an Vertrauen bei den Wählern eingebüßt, doch die Enttäuschten und Unzufriedenen sind hier weit weniger zur AfD übergelaufen als anderswo. Mit 9,4 Prozent liegen die Rechtspopulisten deutlich unter ihrem Ergebnis im Bund und im Rest Bayerns. Sieger der Bundestagswahl sind im Wahlkreis München-Land vor allem die Liberalen, aber auch die Grünen.

Das zeigt: Wenn die Menschen überzeugende demokratische Alternativen haben und Parteien und Politiker, die dafür am Ort glaubhaft stehen, dann tun sich rechte Rattenfänger deutlich schwerer. Klar ist aber auch: Das unterdurchschnittliche Abschneiden der AfD rührt nicht zuletzt daher, dass der Landkreis eben anders ist: es den Menschen hier ganz überwiegend besser geht als der großen Masse. So gesehen könnte man auch sagen: Neun Prozent in einem Landkreis wie dem Münchner für eine Partei wie die AfD sind auch viel und doppelt so viel wie vor vier Jahren. Dem Wahlergebnis ist daher auch zu entnehmen, dass sogar hier die Angst vor Verlust von Sicherheit und Wohlstand zunimmt.

Der Wahlausgang mag zwar ein Stückweit anders sein, aber beruhigt zurücklehnen dürfen sich die hiesigen Politiker der etablierten Parteien trotzdem nicht. Das gilt vor allem für den mit herben Verlusten wiedergewählten Direktabgeordneten Florian Hahn und seine CSU sowie die voraussichtlich zum zweiten Mal gescheiterte Bela Bach und die SPD. Die Sozialdemokraten wurden von den Wählern im Landkreis in etwa auf das Niveau von FDP, Grünen und AfD gestutzt. Damit gibt es hier, wenn überhaupt, nur noch eine einzige Volkspartei.

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