Kommentar:Der falsche Rahmen

Kommentar: Bürgermeisterin Mayer nimmt die Angelegenheit offensichtlich nicht ernst. Von ihr selbst hängt in der Ahnengalerie eine Karikatur.

Bürgermeisterin Mayer nimmt die Angelegenheit offensichtlich nicht ernst. Von ihr selbst hängt in der Ahnengalerie eine Karikatur.

(Foto: Claus Schunk)

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn hängt ein Nazi auf Augenhöhe in einer Reihe mit demokratisch gewählten Bürgermeistern. Das ist eindeutig der falsche Rahmen. Ein bloßes Schildchen mit Text macht es nicht besser

Von Lars Brunckhorst

Niemand im Rathaus von Höhenkirchen-Siegertsbrunn will oder wollte jemals einen Nazi ehren. Das hat auch keiner behauptet. Aber Peter Westermair, der von 1933 bis 1944 von den Nationalsozialisten als Bürgermeister eingesetzt worden war, 1992 malen zu lassen - inklusive Hakenkreuz- Abzeichen am Revers - zeugt zumindest von einem höchst befremdlichen Umgang mit der eigenen Geschichte.

Gewiss: Dieser Fehler wurde vor 25 Jahren begangen. Aber es hat sich eben auch 25 Jahre lang niemand daran gestört, dass Westermairs Konterfei im Rathaus hängt. Das zeigt, dass die Nachfolger von Bürgermeister Rudolf Meiler, der den unglückseligen Auftrag dazu gab, in keiner Weise mehr Geschichtsbewusstsein an den Tag legten. Dass es auch anders geht, beweisen Gemeinden wie Haar, die anstelle von Bildern von NS-Funktionären erklärende Texttafeln aufgehängt haben.

Bürgermeisterin Mayer nimmt die Sache nicht ernst

Wenn in Höhenkirchen nun behauptet wird, bei dem umstrittenen Bildnis in der Ahnengalerie handle es sich um keine Ehrung, sondern um eine historische Dokumentation, so stimmt genau das nicht: Eine geschichtliche Einordnung fehlte eben bisher. Stattdessen hängt der Nazi auf Augenhöhe in einer Reihe mit demokratisch gewählten Bürgermeistern. Das ist eindeutig der falsche Rahmen. Die Sache wird auch nicht dadurch besser, dass die heutige Bürgermeisterin die Galerie offenkundig nicht so ernst nimmt und deshalb eine Karikatur dazu hängte, die der Künstler Bernhard Prinz von ihr gezeichnet hat. Spätestens da hätte Ursula Mayer das Porträt auffallen müssen - und entfernen.

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