Kommentar:Chefsache Rappenweg

München und das Umland können zeigen, wie ernst sie ihre viel zitierte Zusammenarbeit bei der Bewältigung der strukturellen Probleme meinen

Von Bernhard Lohr

Was sich momentan am Rappenweg abspielt, ist keine Kleinigkeit. Es geht nicht um ein singuläres Bauvorhaben oder einfach nur um ein wild gewachsenes und entsprechend unansehnliches Gewerbegebiet am Münchner Stadtrand. Hier werden keine ästhetischen Fragen verhandelt. Vielmehr zeigt sich dort an einem ganz konkreten Fall, wie ernst es Stadt und Umland mit der viel zitierten Zusammenarbeit meinen. Nur gemeinsam könnten die großen Probleme gelöst werden, verkündete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf der von ihm einberufenen Regionskonferenz mit den Bürgermeistern der umliegenden Landkreise. Dabei meinte er, wie Wohnraum geschaffen und wie die Verkehrswege für zukünftige Anforderungen ertüchtigt und ausgebaut werden können.

Genau um die beiden zentralen Aufgabenstellungen der Kommunalpolitik im Ballungsraum geht es in der Causa Rappenweg, bei der eine Grundstückseigentümerin durch ihre strikte Verweigerungshaltung wichtige Entwicklungen behindert. Jahrzehnte geht nichts voran. Und am Ende begründen die Richter genau mit dieser Untätigkeit ihre Entscheidung, den Status Quo zu zementieren. Sollte deshalb die seit Langem für notwendig erachtete Nordtangente von Haar nach Trudering nicht gebaut werden können, wäre das ein schwerer Rückschlag. Dann wäre aus Haarer Sicht zumindest eine Wohnbebauung auf ausgedehnten Flächen direkt am Bahnhof in Gronsdorf nicht mehr möglich. Diese Flächen gehören der Stadt München und waren vor Kurzem noch im Gespräch, als es um den Haarer Schulcampus ging.

Das wurde bald schon zu den Akten gelegt, weil keine schnelle Lösung der verkehrlichen Anbindung in Sicht war. Jetzt droht eine Blockade auf Jahrzehnte. Oberbürgermeister Dieter Reiter sollte sich an seine Worte aus der Regionskonferenz erinnern. Wenn er das mit der Kooperation ernst meint, muss er den Rappenweg zur Chefsache machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: