Kommentar:Chance vertan

Die Idee, Investorengewinne für die Allgemeinheit abzuschöpfen, findet immer mehr Nachahmer. Nur Taufkirchen verzichtet auf die Sobon

Von Sabine Wejsada

Stimmt schon: Taufkirchen ist nicht München. Aber genau wie dort tun sich die Menschen in der Gemeinde südlich der Stadtgrenze schwer, bezahlbare Wohnungen zu finden. München versucht mit der seit 1994 geltenden Sozialgerechten Bodennutzung, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Bauherren müssen sich dabei vertraglich festlegen, einen fixen Anteil ihrer Wohnungen dafür anzubieten.

Die Münchner Erfindung, Investorengewinne für die Allgemeinheit abzuschöpfen, findet deutschlandweit immer mehr Nachahmer - und macht mittlerweile auch im Landkreis Schule. Warum? Weil es Sinn ergibt und lästige Einzelfallentscheidungen überflüssig werden, die Bauverwaltungen in den Rathäusern monatelang lahmlegen. Und weil ein Investor nach einem Blick in die Satzung weiß, was die Gemeinde von ihm verlangt, wenn sie ihm Baurecht ermöglicht. So etwas nennt man transparent.

Der Dialog mit dem Eigentümer wird damit nicht überflüssig, ganz im Gegenteil. Und die Flexibilität der Kommune geht nicht verloren, wie Taufkirchens Bürgermeister und Gemeinderäte von CSU sowie SPD an die Wand malen. Empfohlen sei der Blick über die Stadtgrenze. Mit dem Verzicht auf die Sobon vertut Taufkirchen eine Chance, Investoren mithilfe klarer, weil allgemeingültiger Vorgaben das abzutrotzen, was dringender denn je gebraucht wird: erschwinglicher Wohnraum. Der fehlt übrigens auch acht Kilometer südlich von München.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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