Kommentar:Bienen auf Landflucht

Gerade auf dem Land finden Bienen kaum noch Nahrung. Gut, dass Gemeinden wie Brunnthal gegensteuern

Von Bernhard Lohr

Bienen finden mittlerweile in Städten mehr Nahrung als auf dem Land. So erzählen es Imker wie selbstverständlich. Oft geht das einher mit Klagen über das grassierende Bienensterben. Seit langer Zeit ist davon die Rede. An das Klagen der Imker hat man sich fast gewöhnt, so wie an das Jammern von Einzelhändlern oder Gastwirten, die gegen den Niedergang ihres Gewerbes anreden. Es ist ein Laut im großen Rauschen des Nachrichtenstroms. Dabei geht unter, wie ungeheuerlich es ist, was da ausgesprochen wird. Wer ein intaktes Ökosystem sucht, findet es am wenigsten auf Feldern und Fluren.

Eine Landwirtschaft, die auf Gedeih und Verderb auf Ertrag ausgerichtet ist, hat einen großen Anteil an dieser Fehlentwicklung. Falsche Förderanreize tragen in dem alles andere als marktwirtschaftlich organisierten Agrarsystem eine große Schuld. Hagebutten, Schlehen sind verschwunden, keine Hecke trennt mehr Ackerflächen voneinander. Der Einsatz von Pestiziden lässt für Mohn- und Kornblumen keinen Raum. Es ist eine künstliche Landschaft entstanden, ohne Nahrung mehr für die Bienen, aber auch Vögel und anders Getier; eine Welt, in der man sich nicht aufhalten will und wie sie sich keiner wünschen kann.

Es ist höchste Zeit, auch draußen in den Dörfern dafür sensibel zu werden, dass es so nicht bleiben kann. Wer das dörfliche Leben hochhalten und für das Wohl seiner Gemeinde arbeiten will, der sollte sich tunlichst auf die Fahnen schreiben, dass Landwirtschaft und Umweltschutz in Einklang gebracht werden. In der Region München, in der der Siedlungsdruck täglich vor Augen führt, wie wertvoll Grund und Boden sind, gilt das besonders. Eine Zersiedelung muss verhindert, und eine Kulturlandschaft geschützt werden, in der Tiere und Menschen gleichermaßen Raum finden. Ökologischer Landbau muss gestärkt werden. Weiter helfen Projekte wie jetzt in Brunnthal, wo Bürger fordern, Bienenweiden zu säen, also blühende Pflanzen, die Bienen nähren und die Artenvielfalt erhalten. All dies muss unterstützt werden, damit Bienen nicht mehr in die Städte fliehen und Menschen gerne in den Dörfern leben.

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