Der alte Sponti-Spruch "Alle reden vom öffentlichen Verkehr, aber keiner traut sich" hat auch in seiner Weiterführung Berechtigung: Alle reden von einer Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, aber keiner traut sich. Was momentan an Vorschlägen zur MVV-Tarifstrukturreform zirkuliert, ist jedenfalls weit von einem großen Wurf entfernt. Das bisherige System aus Ringen und Zonen soll demnach abgeschafft und durch Kreise ersetzt werden, der Innenraum nicht länger unterteilt und zugleich auf Teile des Umlands ausgedehnt werden. Einfacher und gerechter ist das nur bedingt und billiger wird es voraussichtlich ebenfalls für viele nicht - das aber wäre die Grundvoraussetzung, damit mehr Menschen vom Auto auf Busse und Bahnen umsteigen.
Was den Landkreis München betrifft, so dürfen sich zwar einige Berufspendler auf günstigere Ticketpreise freuen, weil ihre nächste Haltestelle künftig zum Innenraum zählen soll; das gilt etwa für Aschheim, Ottendichl und Neukeferloh. Ein Großteil aller, die jeden Tag zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, bleibt von der Verbesserung aber ausgespart. Eine Ausdehnung des Innenraum-Tarifs auf den gesamten Landkreis München, wie ihn Landrat Christoph Göbel in den Verhandlungen versuchte durchzusetzen, ist am Geld gescheitert. Dadurch würde ein Defizit von 40 Millionen Euro entstehen.
Ein solcher Schritt würde zwar zweifellos auf Beifall von Unterschleißheim bis Aying stoßen. Doch damit würde nur eine neue Grenze zu den umliegenden Landkreisen und den Menschen dort gezogen, mit einem noch höheren Tarifsprung und der Folge, dass die Haltestellen an diesen neuen Grenzen zu Pendlerbahnhöfen würden. Wer wirklich ein einfaches und gerechtes Tarifsystem will, kommt daher um eine kilometergenaue Abrechnung nicht herum, so wie es etwa die Londoner mit der Oyster Card vormachen.