Kolumne After Eight:Heute Nacht, Münchner, wird's was geben!

Genervt von der Familienidylle? Einsamkeitsgefühle am Heiligen Abend? Kein Problem. Man kann sich ja ins Nachtleben stürzen.

Beate Wild

Die Würstl sind verdrückt, die Geschenke ausgepackt, der Glühwein neigt sich zu Ende. Opa, dem der viele Rotwein wohl nicht so gut bekommen hat, fängt kichernd an, Geschichten von früher zu erzählen. Dass er dabei gut gehütete Geheimnisse von Mama ausplaudert, scheint ihm egal zu sein. Und schon kommt es zu Diskussionen zwischen den beiden. Mama ist beleidigt, Opa macht einfach weiter.

TECHNO-PARTY IN DER KIRCHE

Tanzen an Heiligabend in München? Kein Problem. Viele Clubs haben offen.

(Foto: DPA)

Der Zeitpunkt zu gehen, ist gekommen. Raus aus der weihnachtlichen Familienstube, hinein ins Nachtleben. Ausgehen? An Weihnachten? Wem das jetzt etwas komisch erscheint, der hat die Münchner Tradition noch nicht mitgekriegt. Seit Jahren hält es viele Weihnachtsmüden nicht mehr zu Hause. Sie wollen raus, unter die Leute. Und feiern - nicht besinnlich, sondern wild.

Die Münchner Gastronomen haben sich auf das Partyvolk längst eingestellt. Ob Atomic Café, 089-Bar oder Harry Klein - der Heilige Abend ist längst kommerzialisiert. Nach der Bescherung daheim zieht man los, um sein gerade eingesacktes Weihnachtsgeld gleich wieder der Münchner Wirtschaft zuzuführen.

Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Es sind keineswegs bedauernswerte, einsame Gestalten, die man am Heiligen Abend in den Bars der Stadt antrifft. Da gibt es Männer-Cliquen, die traditionell mit den Kumpels einen draufzumachen. Nach dem Familienessen steuern sie eine Boazn an, um sich bei Bier und Schnaps an "die guten alten Zeiten" zu erinnern. Um so mehr getrunken wird, umso schöner war es dann auch damals.

Aber auch der klassische Partylöwe ist in der Weihnachtsnacht unterwegs. Er geht ja sonst auch immer aus, was würde er denn ausgerechnet an den Feiertagen zu Hause machen? Er schaut auf jeden Fall in seiner Stammkneipe vorbei und geht anschließend noch in einen Club zum Abtanzen.

Viele, die am 24. Dezember ausgehen, sind aber einfach nur genervt von der Familienidylle. Für sie ist die Tanzfläche im P1 möglicherweise die Rettung. Oder die Zombocombo-Party in der Roten Sonne unter dem Motto "Friedhof der Kuschelzombies".

Wie immer man es auch an Weihnachten hält: Einsamkeitsgefühle können am Heiligen Abend in München fast gar nicht aufkommen. Dagegen kämpft die gesamte Nachtlebenindustrie der Stadt - mit aller Kraft.

Allen unseren Usern wünschen wir fröhliche Weihnachten und erholsame Feiertage.

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