Kirchheim:Ringtausch soll das Räter-Einkaufszentrum retten

Kirchheim: Vermieter Fritz Humplmayr ist froh, dass er langfristige Verträge unterzeichnet und damit den Bestand des Räter-Einkaufszentrums gesichert hat.

Vermieter Fritz Humplmayr ist froh, dass er langfristige Verträge unterzeichnet und damit den Bestand des Räter-Einkaufszentrums gesichert hat.

(Foto: Claus Schunk)

Größere Räume für einen Supermarkt und einen Drogeriemarkt sichern laut Vermieter auch den Bestand kleinerer Läden.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Fritz Humplmayr ist einer, der erst ins Bett geht, wenn er alles erledigt hat. Und diese Praxis hatte in den vergangenen Monaten eine Folge: sehr, sehr wenig Schlaf und müde Augen am Morgen danach. Humpelmayr leitet seit 25 Jahren das Räter-Einkaufszentrum (REZ) in Heimstetten. Als Abiturient half er auf der Baustelle mit, nach dem Studium übernahm er als Leiter die Verantwortung. Seitdem hat sich viel verändert. In Zeiten von Amazon und Ebay ist es für den Einzelhandel schwieriger geworden. Damit das Areal mit kleinen Läden und Restaurants aber trotzdem so bestehen kann, hat Humplmayr in den vergangenen Monaten viel verhandelt. Jetzt ist klar: Es geht weiter. Einige Veränderungen gibt es aber doch.

Humplmayr hat ein großes Plakat dabei. So schnell wie möglich sollen es seine Mitarbeiter überall im Räter-Einkaufszentrum aufhängen. Humplmayr will, dass seine Kunden informiert werden über das, was vor sich geht. In den vergangenen Wochen hat er viel geschwiegen - über Verträge, die nicht unter Dach und Fach sind, spricht ein Geschäftsmann nicht. Sein Ziel war, zwei Magnetbetriebe, also zum Beispiel zwei große Supermärkte, im REZ zu halten. Sie sind die Grundvoraussetzung dafür, dass die vielen kleinen Läden bestehen können - das haben Experten schon vor einigen Jahren festgestellt. Und offenbar ist Humplmayr das gelungen.

Von der Fusion von Edeka und Tengelmann hängt einiges ab

Einer dieser Magnetbetriebe ist der Tengelmann auf der Seite zur Räterstraße hin. Die Hauptmieter, die BVG Brandl GmbH, hat nun den Mietvertrag verlängert - um 15 Jahre. Die Voraussetzung dafür war, dass das Geschäft mehr Platz bekommt. Der Supermarkt wird nach hinten um etwa 270 Quadratmeter erweitert. Ob in diesen Räumlichkeiten langfristig tatsächlich ein Tengelmann-Markt erhalten bleibt, ist allerdings noch unklar. Humplmayr selbst hat darauf auch wenig Einfluss. Tengelmann und Edeka verhandeln seit etwa zwei Jahren über einen Zusammenschluss - ob er klappt, steht immer noch nicht fest. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) setzte sich über die Bedenken des Bundeskartellamts bezüglich dieser Fusion hinweg und erlaubte sie durch eine Sondererlaubnis. Weil aber das Verfahren nicht korrekt abgelaufen sein soll, stoppte das Oberlandesgericht Düsseldorf die geplante Übernahme. Das hat nun auch auf Kirchheim und das REZ Auswirkungen.

Humplmayr geht davon aus, dass die Fusion klappt und der Supermarkt an der Räterstraße zukünftig ein Edeka-Laden sein wird. Allerdings gibt es im REZ schon einen Edeka. "Und wir brauchen ja keine zwei davon, die könnten sich beide gar nicht halten", sagt Humplmayr, zumal die Räumlichkeiten des bestehenden Edeka-Marktes eigentlich zu klein seien. Deshalb hat er für diese einen neuen Mieter gesucht - und gefunden. Die Filiale der Drogeriemarkt-Kette Rossmann zieht im Herbst in die Räume um und bekommt dadurch fast die doppelte Fläche. Was dann in den Laden kommt, in dem jetzt Rossmann drin ist? Humplmayr ist sich da noch nicht sicher. Es könnte eine Bio- oder eine Textilkette werden. "Es muss etwas sein, was zu dem Angebot, das schon da ist, passt", sagt er.

Das Zentrum ist Teil von Humplmayrs Familiengeschichte

Das Wichtigste sei ihm, und das sagt er oft, das Einkaufszentrum zu erhalten. Denn für Humplmayr ist es nicht nur ein Geschäft, sondern Teil seiner Familiengeschichte. Auf das Plakat, das er dabei hat, ist auch ein Foto seiner Mutter gedruckt - in Schwarz-weiß mit Regenschirm vor einer riesigen Baustelle. Das REZ wird heuer 30 Jahre alt und wurde von Humplmayrs Vater gegründet. Der Beginn war aber eigentlich noch früher. Humplmayrs Großvater eröffnete auf der Fläche bereits 1979 das erste Geschäft. "Vor dem Zweiten Weltkrieg war er bayerischer Meister im Boxen", erzählt Humplmayr. Und hängt gleich die nächste Geschichte an: "Zum Ende des Kriegs hat er sich mit nacktem Hintern auf eine Eisplatte gesetzt, weil er nicht im Himmelfahrtskommando verheizt werden wollte." Was er sagen will: Sein Großvater war einer, der niemals aufgibt.

Und so sieht sich Humplmayr selbst auch. Während der vergangenen Wochen habe er sich freilich Sorgen gemacht, wie es weiter geht. Jetzt sei er bloß noch erleichtert. Dass wegen der schwierigen Verhandlungen zwischen Edeka, Tengelmann, Gabriel und dem Kartellamt am Ende gar kein Supermarkt kommt, befürchtet er nicht. "Der Mietvertrag ist ja jetzt für 15 Jahre unterschrieben." Und natürlich haben sich die Mieter, die BVG Brandl GmbH, auch Gedanken gemacht, was passiert, wenn die Fusion scheitert. "Vielleicht", so Humplmayr, "hängt am Ende doch wieder ein rotes Schild an der Wand.

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