Gesundheitsstandort Kirchheim:Privatklinik soll noch größer werden

Gesundheitsstandort Kirchheim: In den leer stehenden Büros an der Sonnenallee in Kirchheim soll die Klinik einziehen.

In den leer stehenden Büros an der Sonnenallee in Kirchheim soll die Klinik einziehen.

(Foto: Haas)

Zusammen mit einem Reha-Zentrum soll in Kirchheim ein "Gesundheitscampus" entstehen. Ob ein Bedarf besteht, entscheidet der Freistaat Ende Mai. Für den Fall eines Neins erwägt die Gemeinde eine Klage.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Bald entscheidet sich, ob tatsächlich ein Klinikum nach Kirchheim kommt. Am Dienstag, 31. Mai, stimmen der Krankenhausplanungsausschuss und das bayerische Gesundheitsministerium darüber ab, ob die geplanten 180 Betten dem Bedarf entsprechen.

Wenn nicht, könnte das ganze Projekt scheitern. Unabhängig davon haben sich in der Zwischenzeit die Pläne vergrößert: Die Rede ist jetzt nicht mehr nur von einer Klinikum, sondern von einem Gesundheitscampus mit Rehabilitationszentrum. Entstehen könnte das Ganze auf einer 20 000 Quadratmeter großen Fläche gegenüber dem Klinikumgebäude. Ob es dort auch Betten geben soll oder ob die Patienten ambulant behandelt werden, steht noch nicht fest. "Die Idee ist noch in einem so frühen Stadium. Zuerst müssen wir sehen, ob es mit der Klinikum überhaupt klappt", sagt Gerd Kleiber (FDP), Kirchheims dritter Bürgermeister, der sich für das Klinikum einsetzt. Doch Investoren für ein solches Reha-Zentrum gibt es bereits.

Auch Kassenpatienten sollen behandelt werden

Vergangenen Sommer hatten zwei Ärzte - Professor Andreas Sendler und Professor Rudolf Hipp - die Idee, in dem leer stehenden Gebäude an der Sonnenallee 1 in der Nähe des S-Bahnhofs Heimstetten ein Klinikum für Tumor- und orthopädische Chirurgie sowie eine Notfallambulanz zu eröffnen. Obwohl das Klinikum ohne öffentliche Förderungen auskommen muss, sollen dort nicht nur Privat-, sondern auch Kassenpatienten behandelt werden. "Es soll ein ganz neues Modell der Versorgung werden", sagt Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Private Kliniken hätten normalerweise hohe Renditevorstellungen und würden deshalb häufig nur privat Versicherte behandeln. Das sei bei den zwei Professoren nicht der Fall. "Sie wollen tatsächlich eine Klinik für alle schaffen."

180 Betten soll es geben, bis zu 10 000 Patienten könnten pro Jahr behandelt werden, es würden voraussichtlich Arbeitsplätze für 320 Menschen geschaffen. Weil der eine Teil des Gebäudes noch vermietet ist, wird sich das Klinikum zunächst auf 10 000 Quadratmetern nur im westlichen Teil befinden. "Man müsste sehen, wie sich das in Zukunft entwickelt", sagt Kleiber. Dass das Klinikum irgendwann größer wird, schließen er und Böltl nicht aus.

Investoren zeigen Interesse am Standort Kirchheim

Außerdem zeigen inzwischen weitere Investoren Interesse an dem Gesundheitsstandort Kirchheim. Laut Kleiber hat ein großer deutscher Dienstleister zugesagt, ein Reha-Zentrum zu errichten - sofern das Klinikum kommt. Entstehen soll es gegenüber auf einer 20 000 Quadratmeter großen Fläche. Baurecht ist bereits vorhanden, eine Tiefgarage gibt es auch. Doch wie das Reha-Zentrum aussehen soll und welche Behandlungen dort geplant sind, steht noch nicht fest. "Wir müssen erst mal die Daumen drücken, dass es überhaupt mit dem Krankenhaus klappt", sagt Kleiber. "Anbieten würde sich ein Reha-Zentrum dann aber schon." In einem Exposé sprechen die Professoren Sendler und Hipp von einer Qualitätsverbesserung in der Behandlung. Durch die räumliche Nähe zum Krankenhaus würden Patienten seltener erneut stationär aufgenommen.

Hinter dem Rehazentrum könnten laut Böltl Wohnungen für Pflegepersonal entstehen. Auch eine Kindertagesstätte ist im Gespräch. Wo die untergebracht werden soll, steht noch nicht fest. "Wir wollen aber die Gemeinde als Gesundheitsstandort auf jeden Fall weiter ausbauen", sagt Kleiber.

Doch in gut zwei Wochen könnte dieser Traum platzen, wenn der Krankenhausausschuss und das Gesundheitsministerium ihre Zustimmung verweigern. Um auf das Gremium und das Ministerium einzuwirken, haben Bürgermeister Maximilian Böltl, Landrat Christoph Göbel und der Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch (alle CSU) einen Brief an die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml und die Mitglieder des Ausschusses verfasst. "Wir stellen das System der Klinikplanung in Bayern in Frage", sagt Böltl.

Kritisch sieht er etwa, dass bei den bestehenden Einrichtungen abgefragt werde, ob sie Bedarf für eine neue Klinik sehen. "Das wäre ja so, wie wenn ein neuer Bäcker vorher erst alle anderen, die schon länger das sind, fragen muss, ob die beim Breznbacken nicht mehr hinterher kommen." Außerdem werde die Bevölkerungsentwicklung im Großraum München bei der Bedarfsplanung nicht miteinbezogen. Dabei werde bis zum Jahr 2020 ein Wachstum auf bis zu 390 000 Menschen prognostiziert. Der Landkreis aber wird sich an dem Projekt nicht finanziell beteiligen.

Dass es mit der Klinik klappt, glaubt Böltl daher trotzdem: "Es liegt auf der Hand, dass ein Bedarf da ist." Notfalls schließt der Bürgermeister auch eine Klage nicht aus. In anderen Teilen Bayerns seien solche bereits erfolgreich gewesen.

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