Kirchheim:Noch mal nachrechnen

SPD stellt Neubau des Gymnasiums in Kirchheim infrage

Von Christina Hertel, Kirchheim

Als Sozialdemokrat hat man es nicht immer leicht, das gilt für die große und die kleine Politik. Als "Alibi-Sozis" und als "Heuchler" bezeichnet etwa der Kirchheimer Grünen-Gemeinderat Rüdiger Zwarg seine Kollegen von der SPD. Dabei sind diese eigentlich recht zufrieden mit sich. Den Entwurf für Kirchheim 2030 mit weniger Einfamilienhäusern und mehr Wohnungen habe die SPD durchgesetzt. Das sagten die Gemeinderäte Thomas Etterer, Ewald Matejka und Stephan Keck auf einer Pressekonferenz, bei der sie eigentlich gemeinsam mit Kollegen der SPD-Fraktionen aus Feldkirchen und Aschheim Probleme ansprechen wollten, die alle drei Gemeinden betreffen. Nur kam aus Aschheim gar niemand - es gab terminliche Überschneidungen - und aus Feldkirchen lediglich Gemeinderätin Verena Claudi-Weißig. Also ging es erst einmal um Kirchheim. Und welches Thema steht da mehr im Fokus als die Ortsmitte?

Mit der CSU jedenfalls hätte die SPD einen guten Kompromiss gefunden. "Es gibt einen echten Dialog mit dem Bürgermeister", sagt der Fraktionsvorsitzende Etterer. Dass sich der Grüne Zwarg nun wünscht, mit einem Bürgerbegehren zu einem älteren Entwurf zurückzukehren, kann Etterer nicht nach vollziehen. Er habe auch noch von keinem Bürger gehört, der das wolle. "Wir sehen uns dem Allgemeinwohl verpflichtet und da können wir nicht einfach etwas ablehnen, weil wir in einer anderen Partei sind", sagt Ewald Matejka. Durchsetzen will sich die SPD auch beim Thema "Sobon". Die Abkürzung steht für Sozialgerechte Bodennutzung. Grundstückseigentümer oder Bauträger sollen sich an Planungs- und Baukosten zum Beispiel für Erschließungsstraßen, Gemeinbedarfseinrichtungen wie Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, Grünflächen und Ausgleichsflächen beteiligen, diese selbst bauen oder Flächen dafür zur Verfügung stellen. Offiziell beschlossen wurde im Kirchheimer Gemeinderat zwar noch nicht, wie dieses Modell für die Ortsentwicklung angewendet werden soll. Doch gerade werde ein System erarbeitet. "Ohne Sobon wird die SPD kein Baurecht erteilen", kündigt Stephan Keck an.

Die Harmonie zwischen der SPD und CSU-Bürgermeister Maximilian Böltl könnte allerdings nur von kurzer Dauer sein. Denn die Sozialdemokraten aus Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen bringen wieder ein Thema auf, das eigentlich längst abgeschlossen zu sein schien. Sie wollen prüfen lassen, ob das Kirchheimer Gymnasium nicht doch saniert werden könnte. Die Gemeinde hatte das verworfen, weil die Kosten einer Sanierung teuerer erschienen. Etwa 30 Millionen Euro wurden dafür veranschlagt, weil auch mit einer Erweiterung des Gebäudes geplant wurde. Deshalb wurde beschlossen, das Gymnasium unter diesen Voraussetzungen ganz neu zu planen. Doch die Lage hat sich laut SPD verändert. Da in Aschheim oder Feldkirchen auch ein Gymnasium entstehen soll, so die Überlegung, müsste die Kirchheimer Schule möglicherweise doch nicht erweitert werden. Eine reine Sanierung könnte reichen und das würde Kosten sparen.

Kommt das nicht etwas spät? Nein, meint Stephan Keck. Die Gemeinde habe schließlich noch nicht einmal den Grund erworben, auf dem die Schule stehen soll. "Bei Kosten in dieser Größenordnung ist Neudenken nicht nur erlaubt, sondern Pflicht." Er rechnet damit, dass ein Neubau an die 60 Millionen Euro kosten würde. Seriöse Kostenschätzungen, das teilte die Kirchheimer Verwaltung am Freitag mit, gibt es allerdings noch nicht. Mit Zahlen rechnet die Gemeinde erst Anfang Februar.

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