Kirchheim:Leerstand füllen reicht nicht

Pressekonferenz: Verein Miteinander in Kirchheim e.V.

Mit Zahlen kennt sich Wolfgang Gerstenberger aus: Als Volkswirt arbeitete er früher für das Ifo-Institut.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinde Kirchheim erwägt die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets

Von Christina Hertel, Kirchheim

Um sich die vielen Investitionen vom Ortspark bis zum Gymnasium leisten zu können, wird Kirchheim voraussichtlich neue Gewerbegebiete ausweisen müssen. Das geht aus einer Analyse hervor, die der Kirchheimer Volkswirt Wolfgang Gerstenberger in Eigeninitiative verfasst hat. "Grundsätzlich", sagt Gemeinde-Wirtschaftsförderer Tobias Schock, "gehen meine Ideen in die gleiche Richtung". Zwar müsse die Gemeinde mit Grund und Boden vorsichtig umgehen, jedoch halte er neue Gewerbegebiete für notwendig.

In Frage kommen Gerstenbergers Analyse zufolge vier Areale. Zum einen könnte das Gewerbegebiet Kirchheim I in Richtung Norden erweitert werden. Doch das hätte aus seiner Sicht den Nachteil, dass die Münchner beziehungsweise die Erdinger Straße, die durch den Ortsteil Kirchheim führen, noch stärker befahren würden. Möglich wäre ein Gewerbegebiet an der Autobahnausfahrt Kirchheim südlich der Staatsstraße. Diese Lage würde zwar einen schnellen Weg auf die Autobahn ermöglichen, allerdings könnten der Heimstettener Moosweg und die Hauptstraße stärker durch den Verkehr belastet werden. Auch eine Erweiterung des Heimstettener Gewerbegebiets bringt Gerstenberger ins Gespräch sowie ein Areal jenseits des Autobahnrings A 99. Das könnte jedoch nur realisiert werden, wenn gleichzeitig die Westtangente gebaut würde. "Mit diesem Projekt", schreibt Gerstenberger, "würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Die Wohngebiete in Heimstetten würden vom Durchgangsverkehr aus dem Landkreis Ebersberg entlastet und das Gewerbesteueraufkommen gesteigert." Auch seien weder Lärm- noch Geruchsbelästigungen in den Wohngebieten zu erwarten. Jedoch würden bei dieser Variante die höchsten Erschließungskosten anfallen.

Grundsätzlich, sagt Wirtschaftsförderer Schock, würden gerade alle Vorschläge geprüft. Er werde vehement darauf hinarbeiten, dass die Gemeinde neue Gewerbegebiete erschließt. "Wir wissen nicht, wie lange der Boom hier in der Region anhält. Wenn wir auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, müssen wir jetzt aktiv werden." Bis jetzt hat sich Kirchheim bei der Entwicklung von neuen Gewerbegebieten zurückgehalten. Immer wieder weist der Bürgermeister Maximilian Bötltl (CSU) bei öffentlichen Veranstaltungen darauf hin, dass die Gemeinde mit ihren Flächen sorgsam umgehen müsse.

Deshalb stand im Fokus der Wirtschaftsförderung bislang, leer stehende Flächen zu füllen. Dass Kirchheim nun doch an die Ausweisung von neuen Gebieten denkt, hängt wohl auch damit zusammen, dass der Gemeinde das Geld ausgeht. Bis 2019 muss die Kommune für all ihre Projekte Kredite von fast 25 Millionen Euro aufnehmen. Zinsen und Tilgungen dieses "Schuldenbergs", so schreibt es Gerstenberger, würden den zukünftigen Handlungsspielraum beschränken - sofern sich die Einnahmen aus den Gewerbesteuern nicht erhöhten. Und eine wesentliche Steigerung komme nur durch Neuansiedlungen zustande.

Laut Wirtschaftsförderer Schock würden sich tatsächlich immer wieder Unternehmen - zum Beispiel aus der Bio-Chemie und der Finanzbranche bei der Gemeinde nach freien Flächen erkundigen. Um ihnen Planungssicherheit zu geben, hofft Schock, dass noch in diesem Jahr die Entscheidung fällt, wo ein weiteres Gewerbegebiet hin soll.

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