Kirchheim:Hinter der Maske

Discokugel, 2010

Der Betreiber des Clubs in Kirchheim darf nicht mehr plakatieren.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Betreiber eines Nachtclubs in Kirchheim hat Ärger mit der Gemeinde

Von Christina Hertel, Kirchheim

Bei einem Besuch in Berlin muss man sich das oft anhören: Wie unglaublich spießig die Münchner sind. Wie bieder. Schnösel noch dazu. Ob der ganze Ärger, in dem ein Kirchheimer Gastronom jetzt steckt, mit diesem - nicht besonders netten - Klischee zusammenhängt? Schwer zu sagen. Fest steht: Der Betreiber des Nachtclubs "Ava Lounge", der sich im Kirchheimer Gewerbegebiet befindet, fühlt sich offenbar ungerecht behandelt. Die Gemeinde forderte ihn auf, Plakate für eine Party abzuhängen. Die Location kann man für alle möglichen Veranstaltungen mieten. Geburtstage, Firmenfeste - und, das lässt sich schnell im Netz herausfinden - auch für Fetisch-Partys.

Das Fest, das mit den Plakaten beworben werden sollte, hatte nichts mit Fetisch zu tun, auch war das Plakat nicht anstößig gestaltet, heißt es von der Gemeinde. Der Betreiber selbst möchte sich öffentlich nicht äußern. Doch offenbar geht der Streit über die Plakate hinaus. Der Gastronom wurde in den vergangenen zwei Jahren immer wieder anonym angezeigt. Der Vorwurf: Er betreibe ein illegales Bordell, in seinem Club würden Kinder zur Prostitution gezwungen. Die Münchner Polizei bestätigt, dass sie anonymen Hinweisen nachgegangen ist. Insgesamt seien seit 2015, seit es den Club gibt, Anzeigen im niedrigen einstelligen Bereich eingangen. Doch Verstöße konnten die Beamten nicht feststellen.

Das Plakatverbot hat nichts mit dem Club an sich zu tun

Der Club, das sieht man auf seiner Homepage, besteht aus zwei Räumen - der eine sieht nach Feiern und Tanzen aus. Hat eine große Bar, Scheinwerfer, Lautsprecher. Platz für etwa 250 Personen. Der andere Raum ist eine Art Kaminzimmer - mit Couches und Sesseln. In einer Ecke stehen ein Skelett und ein ausgestopfter Greifvogel. Anonyme Hinweise, dass hier Illegales passiert sein soll, gingen auch im Kirchheimer Rathaus ein, wie Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) sagt. Er habe er sich daraufhin selbst ein Bild gemacht. Doch auch er konnte nichts feststellen.

Böltl betont, dass das Plakat-Verbot nichts mit dem Club an sich zu tun habe. "Die Leute sollen so Freude haben, wie sie wollen." Er habe den Betreiber dazu aufgefordert, die Plakate zu entfernen, weil es generell keinem Unternehmen erlaubt sei, zu plakatieren. Nur Vereine dürften Schilder aufhängen. Einzige Ausnahme: Werbung für Feste im Räter-Einkaufszentrum. Doch schließlich sei es das Ziel, die Ortskerne zu stärken. Kein Vergleich also. Eine offizielle Plakatierungssatzung muss die Gemeinde allerdings erst noch erlassen.

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