Kirchheim:Düngen, spritzen, beregnen

Kirchheimer Landwirte erläutern ihre konventionellen Anbaumethoden

Von Nadja Tausche, Kirchheim

In anderen Jahren sieht der Weizen zu dieser Zeit des Jahres nicht so aus. Die Blätter hängen vom Stengel, sie sind braun. "Normalerweise sind die Blätter bis mindestens Mitte Juli grün", sagt Landwirt Franz Sepp. Aber es habe seit drei Wochen nicht mehr richtig geregnet, das mache sich bemerkbar. Neben der Weizenpflanze, die Sepp in der Hand hält, stehen Gläser mit verschiedenen Körnern auf dem Tisch. Welche Feldfrüchte sie auf ihren Feldern anbauen und wie ihre Arbeit funktioniert, wollen Landwirte aus Kirchheim und Heimstetten den Bürgern an diesem Samstag näherbringen.

Dazu haben sie den Tag der Landwirtschaft ins Leben gerufen. "Oft wird der Landwirt so dargestellt, dass er zu viel spritzt und düngt - wir wollen zeigen, dass Düngen einen Grund hat und wie das genau funktioniert", sagt Sepps Kollege Christian Dirl. Die Veranstaltung an der Hausner Brennerei in Kirchheim findet im Rahmen des Jahres der Umwelt statt, das die Gemeinde für 2017 ausgerufen hat. Es gibt einen Stand des Bayerischen Bauernverbandes und Kaffee und Kuchen, nebenan auf der Wiese haben die Landwirte mit Pflügen, Mähdreschern und Traktoren Geräte aus ihrem Arbeitsalltag ausgestellt.

Welche Feldfrüchte sie anbauen, zeigen die Landwirte bei einer Radltour. Etwa 20 Interessierte und drei Landwirte sind beim ersten Durchgang dabei, es geht vorbei an Feldern mit Mais und Wintergerste, mit Erbsen und Sonnenblumen. Warum sie die Feldfrüchte spritzen, demonstrieren die Landwirte bei einem Halt am Feld mit Kartoffenpflanzen: Franz Sepp junior reißt einige der Pflanzen aus dem Boden, je nach Sorte haben sie lila oder weiße Blüten. Einige der Blätter sind von länglichen Löchern durchzogen. Die frisst der Kartoffelkäfer hinein. Dirl zeigt zwei Exemplare in seiner Handfläche her, die Tiere sind rot und so groß wie Zecken. "Gegen den spritzen wir", erklärt Dirl.

Spritz- und Düngemittel, das betonen die Landwirte oft, setzten sie nur ein, wenn es wirklich nötig ist. Oft werde Landwirten vorgeworfen, zu viel zu düngen - dabei wäre übermäßiges Düngen auch für sie nicht lukrativ, erklärt Franz Sepp junior, und außerdem gebe es Kontrollen, wie viel gedüngt wird. Eine Teilnehmerin will wissen, ob denn für die Kirchheimer und Heimstettner Landwirte biologischer Anbau in Frage käme, um das konventionelle Düngen zu umgehen. Für Sepp tut es das nicht: Dafür sei der Boden hier zu wenig nährstoffreich, außerdem brauche es seiner Meinung nach Tiere im Betrieb, um natürlichen Dünger zu generieren, sagt er. Ob er wisse, wo das Saatgut zum Beispiel beim Mais herkomme, will ein anderer Teilnehmer wissen. Das wisse er nicht, räumt Sepp ein.

Warum die Landwirte die Felder beregnen, erklärt Franz Sepp senior an den kleinen Kartoffeln, die neben den größeren Exemplaren unten an der Pflanze hängen. "Eigentlich würde die Pflanze noch mehr austreiben, aber sie hat nicht genug Wasser", sagt Sepp. Deshalb entwickelten sich nur einige der Kartoffeln. Wenn es dann aber später regne, wachsen diese wiederum zu stark, und zu große Kartoffeln wolle keiner kaufen, erklärt Sepp. "Im Mai hat es zu viel geregnet, jetzt im Juni fehlt Regen - das muss man ein bisschen künstlich regulieren", fügt sein Sohn hinzu.

Beregnet werden dabei hauptsächlich Kartoffeln und Mais, sagt Dirl, die Geräte dafür teilen sich oft mehrere Landwirte. Getreide zu bewässern lohne sich meist nicht - auch, wenn Dirl dann Abstriche bei der Ernte machen muss: Wegen der Trockenheit werde seine Gerste in diesem Jahr wahrscheinlich zu wenig Eiweiß haben, weshalb er sie nicht als Braugerste verwenden darf. Mit der würde dann Bier hergestellt werden, so jedoch reiche es nur für Futtergerste. Aber man sei in dem Beruf nun mal vom Wetter abhängig, sagt Franz Sepp junior: "Man hat seine Werkstatt unter freiem Himmel."

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