Kirchheim:Der Herr der Ringe

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Handelskammer-Chef Christoph Leicher fordert Investitionen in die Infrastruktur und innovative Verkehrskonzepte

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Für die Menschen im Hachinger und vor allem im Isartal wäre er die Ursünde schlechthin. Für alle jene, die im nördlichen Landkreis tagtäglich den Verkehrsinfarkt durch- und miterleben, ist er eine Gerechtigkeitsfrage: der Ringschluss der A99 im Süden. Christoph Leicher, Chef der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Landkreis, will von solch dogmatischen Ansätzen nichts wissen. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung positioniert sich der Unternehmer aus Kirchheim eindeutig, er fordert erneut den Autobahnsüdring und sagt, dieser sei "ein wichtiger Baustein bei der Veränderung des Bestehenden".

Leicher, der am Montag mit Kollegen der IHK zu einer dreitägigen Reise ins Silicon Valley aufgebrochen ist, fordert die Politik trotz oder vielleicht gerade wegen der anhaltend guten Wirtschaftsdaten für den Landkreis München zum Umdenken auf. "Die Infrastruktur ist mitunter das Rückgrat der Wirtschaft und all ihrer Unternehmen", sagt Leicher. "Dass München als einzige Großstadt Europas keinen geschlossen Autobahnring hat, ist eigentlich ein schlechter Witz." Dass von den Gegner eines Ringschlusses grundsätzlich so getan werde, als wäre das Projekt längst beerdigt, wolle er nicht hinnehmen, sagt Leicher: "Wir als Unternehmer und als IHK können nicht die großen Räder drehen. Aber wir werden immer daran erinnern und mahnen, dass hier ein Stück fehlt, dass die großen Verkehrsprobleme ein Stück weit lösen könnte."

"Hier ist das Geld, hier sind die Möglichkeiten"

Die Machbarkeitsstudie liege auf dem Tisch, sagt der IHK-Vorsitzende. "Würde das so umgesetzt mit einem Tunnel durch das Isartal, wäre die Belastung für die Menschen verträglich und der Region und dem Landkreis sehr geholfen. Ich kann den Widerstand gegen den Ring nur bedingt nachvollziehen."

Allein mit dem Autobahn-Südring, sagt Leicher, sei es aber nicht getan. Die ohnehin durch den Kreistag und Landrat Christoph Göbel (CSU) angestoßenen Ideen zur Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs müssten weiter verfolgt, verbessert und vor allem umgesetzt werden. "Natürlich wäre eine Ringbahn um München herum wünschenswert", sagt er. "Auch darüber sollten wir weiter reden, auch wenn die Umsetzung schwierig ist." Große Sympathien hegt er in diesem Zusammenhang mit Ideen wie einer Stadtbahn von Ober- und Unterschleißheim über Garching, Ismaning bis Kirchheim und eventuell sogar weiter in den südlichen Landkreis. Wie auch für die Verlagerung kurzer Pendlerströme etwa auf Seilbahnen. "Das sind keine Utopien. So eine Idee würde schon hier in Kirchheim und Heimstetten helfen, wo es drei Gewerbegebiete gibt, aber nur eines halbwegs an der S-Bahn liegt." Grundsätzlich, sagt Leicher, müsse der Landkreis München eine Vorreiterrolle beim Thema Verkehr und Digitalisierung einnehmen: "Hier ist das Geld, hier sind die Möglichkeiten. Wenn jemand innovative, zukunftsweisende Ideen umsetzen kann und muss, dann doch wir."

Dabei müssten auch und gerade Bund und Land ihrer Verantwortung gerecht werden, sagt Leicher: vor allem beim Thema Breitbandausbau. "Da hinken wir immer noch dermaßen hinterher. Das gefährdet unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand." Es ärgere ihn, wenn Mitarbeiter, die in Kirchheim wohnen, berichten, dass sie am Wochenende ihre E-Mails nicht abrufen könnten, wenn eins der Kinder gerade im Internet surft. "Aber Wut hilft nicht weiter", sagt er gleichermaßen. "Wir müssen weiter an uns und unserer Zukunft arbeiten."

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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