Kirchheim:Angst vor der Riesenschule

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Das Kirchheimer Gymnasium ist ein Sanierungsfall. (Foto: Renate Schmidt)

Das Kirchheimer Gymnasium ist sanierungsbedürftig und zu klein. Zur Diskussion steht neben dem Abriss einzelner Gebäude auch ein vollständiger Neubau. Doch gegen eine große Lösung gibt es Bedenken im Gemeinderat

Von Christina Jackson, Kirchheim

Sanierung oder Neubau des Gymnasiums? Mit dieser Frage hat sich das Architekturbüro von Annette Degle aus Königsbrunn in den vergangenen Monaten beschäftigt. Im November 2014 hatte der Zweckverband Staatliche weiterführende Schulen im Osten des Landkreises München den Planern den Auftrag erteilt, nun wurden mögliche Varianten dem Gemeinderat vorgestellt. Auch Kostenschätzungen für die jeweiligen Maßnahmen lagen auf dem Tisch.

Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) schloss bereits vor der Präsentation im Gemeinderat jene Versionen aus, die einen Neubau sowie minimale Erweiterungen des Gymnasiums um 400 Quadratmeter vorsehen. Die Gründe dafür seien in erster Linie förderrechtlicher Natur, sagte der Rathauschef. Hinzu kommen aber auch demografische Vorhersagen, die auf einen deutlichen Bevölkerungszuwachs in Kirchheim und Umgebung hindeuten. Derzeit besuchen insgesamt 1280 Schüler in 35 Klassen das Kirchheimer Gymnasium. Nach Prognosen der Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim wird die Schülerzahl in den nächsten fünf Jahren auf 1500 anwachsen. Deshalb müsse der zur Verfügung stehende Unterrichtsraum deutlich ausgeweitet werden, sagte die Architektin.

Drei Sanierungsvarianten kommen vor diesem Hintergrund in Frage. Eine Möglichkeit umfasst den Abriss der bestehenden Sporthalle und ihren Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Degle: "Damit entfällt die Erneuerung der jetzigen Turnhalle." Schul- und Sportgebäude bleiben in dieser Variante räumlich voneinander getrennt, die bereits bestehenden beiden Erweiterungskomplexe am Haupthaus werden erhalten. Eine Interimsunterkunft während der Sanierungsarbeiten ist erforderlich. Die Gesamtkosten werden auf rund 52 Millionen Euro geschätzt. Degle: "Der Charme dieser Variante liegt im Erhalt des Bestandsgebäudes. Allerdings ist eine lange Bauphase mit der Containerlösung als Übergangsunterkunft für die Schüler zu erwarten."

Eine weitergehende Lösung sieht den Abbruch des kompletten Hauptgebäudes und seinen Neubau auf der Südseite sowie die Errichtung einer separaten Vierfachsporthalle vor. Bei dieser Variante könnte der Unterricht ohne Interimsmaßnahme weiterlaufen, da die Bauarbeiten sukzessive vor dem Abriss erledigt werden. Das Hausmeistergebäude und die bestehenden Erweiterungsbauten blieben erhalten. Die Kosten: 57 Millionen Euro. Für beide Bauvorschläge rechnet Architektin Degle mit einem Baubeginn im Jahr 2017 und einer Fertigstellung im Jahr 2021. Zum Vergleich veranschlagt sie für einen vollständigen Neubau aller Gebäudeteile rund 61 Millionen Euro. "Hierbei bleibt der Schulbetrieb unangetastet und der Gesamtkomplex entsteht wie aus einem Guss."

Bedenken äußerte Stephan Keck (SPD) im Anschluss an die Präsentation zur Aussagekraft der Schülerprognosen: "Sie beziehen sich nur auf die kommenden fünf Jahre. Langfristig wird das Gebäude wahrscheinlich wieder zu klein sein." Bürgermeister Böltl nahm den Hinweis zum Anlass für eine grundsätzliche Überlegung: "Wir müssen uns darüber klar werden, ob wir solche großen Schulen überhaupt wollen." Eine Anregung, die die Grünen-Politikerin Susanne Merten-Wente aufgriff. Sie sprach sich für ein maßvolles Wachstum aus. "Mit einer Riesenschule kann ich mich nicht anfreunden." Angesichts der relativ geringen Kostendifferenz zwischen einem kompletten Neubau (61 Millionen) und einem Teil-Neubau (57 Millionen) äußerte Merten-Wente ihre Präferenz für die 61-Millionen-Variante. Über das weitere Vorgehen muss nun der Zweckverband entscheiden. Ein Meinungsbild aus dem Kirchheimer Gemeinderat will Böltl an das Gremium weitergeben.

Im gemeindlichen Haushaltsplan für 2015 sind bis zum Jahr 2018 insgesamt lediglich 4,19 Millionen Euro als Investitionszuweisung an den Zweckverband für das Gymnasium Kirchheim ausgewiesen, wie es in der Sitzung hieß.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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