Kirchheim:Aktion für Heimatverbundene

Kirchheim: Richtkranz auf einem Neubau.

Richtkranz auf einem Neubau.

(Foto: Imago)

Kirchheims Bürgermeister Böltl stellt Pläne für ein Einheimischen-Modell vor: Wer in den Siebziger- und Achtzigerjahren geboren ist, soll günstig bauen können. Die Konten der Bewerber müssen dennoch gut gefüllt sein.

Von Markus Mayr, Kirchheim

Viele Menschen, die ihre Kindheit und Jugend in Kirchheim verbracht haben, danach aber weggezogen sind, wollen offenbar nach ein paar Jahren Ortswechsel wieder in ihre Heimat zurückkehren. Das zumindest ist der Eindruck, den der Bürgermeister der Gemeinde während seiner Amtszeit bekommen hat.

"Ich werde geschätzt einmal pro Woche von einer jungen Familie angesprochen, die mit ihren Kindern wieder zurück nach Kirchheim ziehen will", sagt Maximilian Böltl (CSU). Weil die Eltern wollten, dass ihre Kinder da aufwachsen, wo auch sie aufgewachsen sind. "Es gibt kein schöneres Kompliment, das man einer Gemeinde machen kann." Deshalb hat Böltl ein Baulandmodell für Rückkehrer, aber auch Ortsansässige entwickelt, das er nun vorstellte.

Es soll bereits mehr als 50 Interessenten geben

So sollen Familien aber auch Einzelpersonen, die für mindestens fünf Jahre in Kirchheim gewohnt haben, bei der Vergabe von Bauplätzen bevorzugt werden. Böltl nennt das eine "soziale Rückholaktion" der starken Kirchheimer Geburtenjahrgänge der Siebziger- und Achtzigerjahre, die jetzt in dem Alter sind, in dem sie mit ihren Familien zurück in die Heimat wollen. Der 32-Jährige Böltl gehört selbst dieser Generation an und hat Verständnis für die Rückkehrwilligen. Derzeit habe er schon mehr als 50 Interessenten.

Viele Kommunen haben bereits Baulandmodelle für Einheimische. Böltl will in Kirchheim nun nachziehen. Bei der Formulierung seines Entwurfs hat er sich an schon bestehenden Konzepten orientiert. Demnach müssen Bewerber für einen Bauplatz nicht nur mindestens fünf Jahre lang in Kirchheim gewohnt haben, sondern dürfen auch keine Immobilien besitzen.

Über die Rangliste der Bewerber entscheidet ein Punktesystem. Rückkehrer der Jahrgänge 1970 bis 1990 sollen einen Punktebonus bekommen, wie auch jene, die Kinder haben oder ihre Eltern in ihrem Haus pflegen wollen. Ansonsten gilt, je weniger Einkommen und Vermögen jemand hat, desto besser soll er im Verfahren gestellt werden. Ob nach dem Modell das Bauland an Einheimische zehn bis 20 Prozent unter dem Marktwert verkauft werden soll, ist noch offen.

Rechtlich ist das Modell nicht unumstritten

Böltls Entwurf muss erst im Gemeinderat debattiert und beschlossen werden. Wann das passiert, ist noch offen. Die einzelnen Fraktionen haben derzeit die Gelegenheit, intern das Konzept zu diskutieren. Rechtlich ist so ein Vergabemodell umstritten, weil es eine Personengruppe bevorzugt. Das wiederum kann als diskriminierend gegenüber jenen ausgelegt werden, die dieser Gruppe nicht angehören. Grundsätzlich jedoch hat der Europäische Gerichtshof 2013 sein Einverständnis zu Einheimischenmodellen signalisiert.

"Die aktuelle Rechtsprechung geht davon aus, dass es in Ordnung ist, solange die Mindestwohnzeit fünf und nicht mehr Jahre beträgt", sagt Böltl. Die Gemeinde müsse verstärkt auf ihre eigenen Leute schauen: "Immer weniger bleiben am Ort", sagt er - wegen der hohen Miet- und Grundstückspreise. "Und diejenigen, die völlig neu herziehen, die werden grundsätzlich vermögend sein", sagt Böltl.

Etwa 17 000 Quadratmeter Bauland soll für Einheimische sein

Die künftigen Bauplätze liegen in der neuen Ortsmitte zwischen Kirchheim und Heimstetten. Dort sollen 150 000 Quadratmeter Bauland ausgewiesen werden. Etwa 17 000 Quadratmeter will Böltl Einheimischen zuweisen. Auf 33 000 Quadratmetern will er Wohnungen für Einheimische oder Gemeindemitarbeiter bauen. Dieses Vorhaben dürfte die SPD-Fraktion begrüßen, hatte sie doch jüngst beantragt, "zusätzliche gemeindeeigene Wohnungen" zu errichten. Allerdings ist das Vorhaben von Böltl keineswegs gesichert. Über die Flächen der Ortsentwicklung verhandelt die Gemeinde derzeit mit den Eigentümern. Ihr selbst gehören die Grundstücke nur zu einem Drittel.

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