Kinderbetreuung:Zugige Fenster und Klos ohne Brillen

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Vor allem im Winter ist es nach Angaben der Eltern recht ungemütlich im Kindergarten "Sternschnuppe" in Unterhaching. (Foto: Angelika Bardehle)

Unterhachinger Eltern beklagen sich bei der Gemeinde über die Situation im Kindergarten Sternschnuppe. Bürgermeister Panzer reagiert unwirsch

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Es sollte eine Gemeinderatsitzung werden, von der ein positives Signal an die Unterhachinger Eltern hätte ausgehen können: Schaut her, wie viel Geld wir in die Kinderbetreuung stecken. Fast 7,5 Millionen Euro an Defizitausgleich stehen für die Einrichtungen im Haushalt und der Neubau des Kinderhauses am Oberweg ist beschlossene Sache. Doch dann meldeten sich in der Bürgerfragestunde vier Vertreter des Elternbeirats des Kindergartens "Sternschnuppe" zu Wort und beklagten arge Missstände in dem 64 Jahre alten Gebäude an der Robert-Koch-Straße. "Wann", so wollten die Eltern von Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) wissen, werde dieser Kindergarten endlich saniert? Der Rathauschef reagierte verärgert auf die Kritik: "Ich kann nicht jeden Kindergarten abreißen und neu bauen."

Der Kindergarten Sternschnuppe ist offenbar ein Thema, bei dem Panzer schnell seine gute Laune verliert. Schon im November hatte er die CSU-Gemeinderätin Julia Mittermeier angeherrscht, als diese die Kritik aus der Einrichtung in der Sitzung übermittelte. Nun waren die Eltern selbst mit der Botschaft im Rathaus erschienen, dass es so mit dem alten Gebäude nicht weitergehe. Die Heizung war zwar im vergangenen Jahr erneuert worden, da aber die Rohre weiterhin unverkleidet an den Decken entlangliefen, komme in den hinteren Räume nicht mehr genügend Wärme an, schilderten die Elternvertreter das Problem.

"An sehr kalten Tagen werden die Kinder dann auf andere Gruppen verteilt", sagte ein Vater. Sie erführen immer erst davon, wenn sie ihre Kinder abholten. Auch seien die Fenster so alt und undicht, dass es reinziehe, vor allem in Bodennähe, wo die Kinder spielten. Auch die Sanitäranlagen seien veraltet, die Toiletten besäßen noch nicht einmal Klobrillen. Das sei alles nicht bedrohlich, sagten die Eltern, die dennoch nicht einsehen, dass eine Sanierung hinten angestellt wird. Denn laut Prioritätenliste der Gemeinde ist der Kindergarten Sternschnuppe mit der Generalsanierung erst im Jahr 2021 dran. Auch weil man im Rathaus die Bedarfszahlen nach dem Neubau am Oberweg abwarten will. Die "Sternschnuppen"-Eltern aber fürchten um die Gesundheit ihrer Kinder: "Der Krankenstand bei den Kindern ist hoch", ließen sie den Gemeinderat wissen.

Bürgermeister Panzer passte der Auftritt der Eltern offenbar überhaupt nicht. "Die Kindergartenleitung war nicht bei mir, mir ist nichts bekannt", stellte er unwirsch klar, auch entspreche das Gebäude den Vorschriften. Schließlich habe die Gemeinde gerade erst in die Heizung investiert. Doch die Eltern waren noch gar nicht fertig mit ihrer Mängelliste. Von Löchern in den Wänden berichteten sie, von Nägeln, die herausstünden und die Kinder verletzen könnten. Und von einer Lampe in der "Katzengruppe", die schon ewig nicht funktioniere. "Neulich waren dann Handwerker da, aber die hatten kein Werkzeug dabei", sagte eine Mutter.

Panzer machte sich keine Mühe, seine Verärgerung über diese Kritik zu verbergen. 2018 würden die Sanitäranlage erneuert, betonte er. 68 000 Euro sind hierfür in den Haushalt eingestellt. "Wir nehmen auch zur Kenntnis, dass die Fenster undicht sind und dichten sie ab", sagte Panzer. Aber es sei nicht sinnvoll, "stündlich durch die Einrichtungen zu gehen, um nachzuschauen, ob Löcher in der Wand sind." Bei kleinen Dinge sei es Aufgabe der Kindergartenleitung, die Gemeinde zu informieren, so Panzer: "Ich kann nicht jeden Nagel kennen." Wenn die Eltern aber jetzt die große Baumaßnahme wollten, "dann muss ich den Kindergarten eben schließen."

Da schaltete sich CSU-Gemeinderätin Mittermeier erneut ein. Sie kritisierte Panzer dafür, "jetzt mit Kindergartenschließung zu drohen und der Kindergartenleitung den Schwarzen Peter zuzuschieben", und versuchte die Wogen zu glätten, indem sie einen Ortstermin des Gemeinderats in der Einrichtung vorschlug. Panzer blieb zwar dabei, dass eine so große Baumaßnahmen "nicht in normalen Schließzeiten" machbar sei, ließ sich aber von der Idee eines Ortstermins überzeugen. Der Bauausschuss soll sich die Sache mal anschauen.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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