Kinderbetreuung:Putzbrunn mietet sich in Waldperlach ein

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Weil im "Haus der kleinen Strolche" Personalmangel herrscht, müssen bis zu acht Krippenkinder nach München ausweichen

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Bislang hatte man in Putzbrunn mit der Unterbringung von Kindern unterhalb des schulpflichtigen Alters in Kindergärten oder Krippen keine Probleme. Doch das hat sich vor dem Start des neuen Betreuungsjahres offenbar dramatisch geändert, wie Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend bekannt gab. Demnach kann die vierte Krippengruppe im "Haus der kleinen Strolche" in der Hermann-Oberth-Straße nicht mehr betrieben werden, weshalb im September nicht mehr alle Kinder einen Platz finden. Grund dafür ist der Personalmangel, den die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Träger bislang nicht zu lösen vermochte. Damit wäre die Kommune nicht in der Lage, den Rechtsanspruch aller Putzbrunner Eltern auf einen Betreuungsplatz zu erfüllen. Die Lösung könnte nun die Zusammenarbeit mit einer Einrichtung in München sein: Die private Champini-Kita in Waldperlach hat der Gemeinde freie Plätze angeboten.

Die Krippe liege direkt an der Putzbrunner Straße und deshalb für viele Eltern, die in der Stadt arbeiten, extrem günstig, berichtete der Rathauschef. Er zeigte sich selbst überrascht, dass man ausgerechnet auf Stadtgebiet fündig geworden sei: "Es heißt ja immer, dass der Mangel an Unterbringungsplätzen in München besonders groß sei", sagte Klostermeier. Die Leitung der Kita habe sich jedoch sehr aufgeschlossen gezeigt - und auch der Bürgermeister möchte jetzt möglichst rasch eine Einigung: "Ich habe eine positive Stellungnahme abgegeben." Nachdem nur ein Gemeinderat dagegen stimmte, kann er nun in Verhandlungen eintreten.

Wie so oft geht es jedoch ums liebe Geld - schließlich erhält die Champini-Kita für jedes betreute Kind aus München von der Stadt einen Investitionskostenzuschuss im fünfstelligen Eurobereich. Werden die Plätze von Kindern aus anderen Kommunen belegt, muss dieser Zuschuss von der Kita zurückbezahlt werden - im aktuellen Fall hätte nun Putzbrunn dafür aufzukommen. Die Kosten belaufen sich laut Klostermeier auf 16 000 bis 20 000 Euro, es handelt sich um Einmalzahlungen für die Dauer der Belegung. Genaueres konnte der Bürgermeister jedoch trotz mehrmaliger Nachfragen aus dem Gremium zu diesen Zahlungen noch nicht sagen. Geschäftsleiter Michael Hohberg geht davon aus, dass die Zahlung der Gemeinde Putzbrunn einen Betreuungsplatz für "zehn bis 15 Jahre" sichere. Was passiere, wenn die Awo irgendwann wieder ausreichend Personal für das "Haus der kleinen Strolche" akquiriere oder wenn auch die Waldperlacher Kita in Personalprobleme schlittern sollte, das sei Gegenstand der Verhandlungen, die Klostermeier mit Champini zu führen habe.

Nach aktuellem Stand könnten bis zu acht Kinder betroffen sein, die in Putzbrunn keinen Betreuungsplatz finden. "Zwei Eltern haben schon angekündigt, dass sie uns verklagen würden, wenn wir keinen Platz anbieten", so Hohberg. Dass die Betreuung der Kinder in der Münchner Einrichtung die Eltern monatlich rund 200 Euro mehr kostet als in der Putzbrunner Krippe, lässt den Bürgermeister kalt: "Auch wenn wir eine kleine Gemeinde sind, wird es hier keine Sonderregelungen geben. Wir müssen den Eltern einen Betreuungsplatz anbieten können. Ob sie ihn dann nehmen oder nicht, ist deren Sache."

Für die Zukunft wird sich jedoch auch Putzbrunn um andere Lösungen bemühen müssen: "Noch stehen wir gut da gegenüber anderen. Bei uns sind fast alle Stellen besetzt. Aber die Geburtenzahlen steigen enorm." Und weil oft beide Elternteile arbeiten müssen, um sich das Leben im Landkreis leisten zu können, werden Betreuungsplätze immer rarer.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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