Katzenquäler in Moosach:Pfoten hoch!

Angeblich aus Vogel-Liebe hat ein Rentner in Moosach an Heiligabend eine Katze zu Tode gequält - und muss sich seitdem gegen wütende Nachbarn wehren. Wurde der Senior gar von Bestseller-Autor Jonathan Franzen inspiriert?

C. Schmidt

Wir wissen nicht, ob der tierquälerische Rentner aus München Moosach, der an Heiligabend den schwarzen Kater Rocco in eine Marderfalle gelockt und zu Tode gefoltert hat, von dem amerikanischen Bestsellerautor Jonathan Franzen zu seiner Bluttat inspiriert worden ist.

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Empörung in Moosach: Ein Rentner hatte an Heiligabend in Moosach eine Katze zu Tode gequält.

(Foto: ddp)

War er im Herbst auf einer der Lesungen, bei denen Franzen über seine Katzenobsession sprach und eine ahnungslose Zuhörerschaft wissen ließ, dass in seiner Heimat jedes Jahr eine Million Vögel der Katze zum Opfer fällt? Hat er Franzens aktuellen Roman Freedom gelesen, in dem es ebenfalls um einen Mann geht, der Vögel liebt und deshalb nicht davor zurückschreckt, des Nachbars Katze aus dem Weg zu räumen?

In Franzens Buch wird Walter, der fanatische Vogelaktivist, auch noch von seiner Frau mit seinem besten Freund betrogen - und der trägt den sprechenden Namen Katz. Zugleich aber verkörpert dieser Katz den Raubtierkapitalismus, mit dem Walter einen teuflischen Pakt schließt: ein ganzes Waldgebiet soll zunächst industrialisiert werden, um später als Reservat für bedrohte Vogelarten zu dienen. So hängt Franzen am missverstanden Tierschutz eine Parabel über die inneren Widersprüche eines mangelhaft domestizierten Liberalismus auf.

Im bayerischen Moosach dagegen sehen sich nun selbst Katzenfreunde genötigt, vor Lynchjustiz zu warnen. Rund 200 aufgebrachte Bürger hatten bei einer Demonstration "Höchststrafe für den Katzenmörder! Drei Jahre Haft ohne Bewährung!" gefordert. Ein Polizeiaufgebot musste Schlimmeres verhüten, da Unbekannte Steckbriefe des Rentners, der bereits mehrere Morddrohungen erhalten hat, in Umlauf gebracht hatten.

Der vielbeschworene Wutbürger ist also in Moosach ausgewildert, und der verfolgte Rentner täte gut daran, das Haus vorerst nicht zu verlassen - und es sich einstweilen mit ein paar guten Büchern von Jonathan Franzen und anderen Katzenhassern gemütlich zu machen.

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