Katholiken:Zurück in den Süden

Katholiken: Als katholischer Militärdekan an der Bundeswehruniversität ist Michael Gmelch für 2500 Studenten und die zivilen Mitarbeiter zuständig. Der 59-Jährige war zuvor in Flensburg.

Als katholischer Militärdekan an der Bundeswehruniversität ist Michael Gmelch für 2500 Studenten und die zivilen Mitarbeiter zuständig. Der 59-Jährige war zuvor in Flensburg.

(Foto: Claus Schunk)

Michael Gmelch arbeitet als Militärdekan an der Bundeswehruni

Von Daniela Bode, Neubiberg

Wenn Michael Gmelch erzählt, kann man ihm gut zuhören. Er spricht ruhig, ein leichtes Fränkisch, manchmal lacht er zwischendrin, erzählt von Erlebnissen aus der ganzen Welt. Etwa von dem jungen Soldaten auf der Gorch Fock, der nicht wusste, was eigentlich noch einmal an Ostern gefeiert wird. "Es hat mit Jesus zu tun, oder?", habe er ihn gefragt", sagt Gmelch. Genausogut kann man sich vorstellen, dass er gut zuhören kann. Beides ist wichtig in seinem Beruf. Der promovierte Theologe und Psychologe fungiert seit Anfang Februar als neuer katholischer Militärdekan an der Bundeswehruniversität in Neubiberg. Gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin Barbara Hepp ist er zuständig für mehr als 2500 Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter an der Universität.

Mit Gmelch ist einer nach Neubiberg gekommen, der schon viel von der Welt gesehen hat und den Studenten bei Bedarf gewiss neue Perspektiven eröffnen kann. Sei es theologisch oder fürs Leben. Schon im Studium war der gebürtige Mittelfranke viel im Ausland. Lyon, Rom, um nur ein paar Stationen zu nennen. Der 59-Jährige arbeitete in Nürnberg in der Klinikseelsorge. Drei Jahre verbrachte er als Pfarrer für die katholische-deutschsprachige Auslandsgemeinde in Indien und Sri Lanka.

Als Militärpfarrer ist er erfahren. Die vergangenen neun Jahre arbeitete Gmelch als Militärseelsorger ganz hoch im Norden: in Flensburg, unter anderem an der Offiziersschule der Deutschen Marine. "Ich hielt auch viele lebenskundliche Seminare, sie sind vom Verteidigungsministerium vorgegeben", sagt er. Darin lernen Soldaten, sich auch mit den ethisch-moralischen Grundlagen ihres Handelns auseinanderzusetzen. Nicht nur da kam Gmelch seine psychologische Ausbildung zugute. Auch bei den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, bei denen er die Soldaten begleitete. Oder vor zwei Jahren beim ersten Einsatzkontingent der Bundeswehr, um Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Seit mehr als 30 Jahren steht Gmelch als Priester im Dienst der Diözese Eichstätt.

Warum nun Neubiberg? Nach neun Jahren in Flensburg war klar, dass bald eine Versetzung ansteht, wie Gmelch erzählt. Als er für die Stelle in Neubiberg angefragt wurde, sagte er gern zu: "Ich war weltweit unterwegs, aber ich bin auch gern mal wieder zu Hause", sagt der 59-Jährige. Zumal seine Eltern in Mittelfranken leben und er für einen Besuch nun nicht mehr so weit fahren muss. An seiner neuen Wirkungsstätte hat Gmelch sich verschiedene Dinge vorgenommen. "Ich möchte für die Soldaten da sein", sagt er. Auch seine Qualifikation als Psychotraumatherapeut will er einbringen. "Bei 2500 Studenten kommt einiges zusammen - von Studienängsten über Heimweh bis hin zu Depressionen", sagt er. Ihm ist außerdem die ökumenische Zusammenarbeit wichtig, "besonders in einer zunehmend religionsfernen Gesellschaft". Und da denkt er nicht nur an den jungen Soldaten auf der Gorch Fock.

Auch wissenschaftlich möchte er gern aktiv werden, zumal er schon mehrere Werke veröffentlicht hat. Beispielsweise ließ er seine Erfahrungen bei dem Einsatz zur Flüchtlingsrettung in ein Buch einfließen mit dem Titel "Refugees welcome - Eine Herausforderung für Christen". Viele neue spannende Aufgaben also. Worauf sich Gmelch aber am meisten freut, ist "eine gewisse Stabilität". Er habe Hunderte Unterrichtsstunden vor Tausenden von Leuten gehalten - und dann seien sie weg gewesen. "Hier sind die Studenten erst einmal vier Jahre da, da kann man Kontakte aufbauen und auch einmal längerfristig etwas planen - das ist etwas Schönes", sagt der Militärdekan.

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