Kampfabstimmung bei der Landkreis-SPD:Offenes Rennen

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Beim Parteitag des SPD-Unterbezirks München-Land konkurrieren Bela Bach und Annette Ganssmüller-Maluche an diesem Dienstag um den Kreisvorsitz. Es dürfte spannend werden, denn beide haben einflussreiche Unterstützer.

Von Stefan Galler und Sabine Wejsada, Landkreis

Fest steht nichts. Nur, dass es keine klare Sache werden dürfte, weder für Bela Bach, noch für Annette Ganssmüller-Maluche. Die beiden Sozialdemokratinnen kämpfen an diesem Dienstag um den Vorsitz im SPD-Unterbezirk München-Land; 120 Delegierte aus den 29 Ortsvereinen stimmen beim Parteitag im Hofbräukeller an der Inneren Wienerstraße in München in geheimer Wahl ab, wer künftig die Partei im Landkreis anführen soll.

Die bisherige Vorsitzende, Natascha Kohnen, steht für eine weitere Amtszeit nicht zur Verfügung - die Generalsekretärin der bayerischen Sozialdemokraten hält wenig von Ämterhäufung, ist zudem als Landtagsabgeordnete gefordert. Recht frühzeitig hatte sie sich eine Nachfolgerin ausgeguckt: die 24 Jahre alte Jura-Studentin Bela Bach sollte das Zepter übernehmen.

Bach ist die Wunschkandidatin von Natascha Kohnen

Die Planeggerin war bei der Bundestagswahl im September 2013 gegen CSU-Platzhirsch Florian Hahn deutlich unterlegen; Bach kam nur auf 19,6 Prozent der Stimmen. Dennoch war ihre Nominierung ein Zeichen dafür, dass man sie auf dem Zettel hat innerhalb der Kreis-SPD. Und zwar, das betont Kohnen, als "Teil eines Projektes", das darauf zielt, die SPD zukunftsfähig zu machen.

Das Talent

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(Foto: Claus Schunk)

Bela Bach, geboren 1990, startete politisch schnell durch: Sie beschloss schon als 15-Jährige, dass sie sich engagieren würde. Ein Jahr später entschied sie sich, in die SPD einzutreten. Mit 19 wurde sie bereits in den Vorstand des Unterbezirks München-Land gewählt, mit 22 kandidierte sie für den Bundestag, mit 23 schaffte sie den Sprung in den Kreistag. Nun will sie an die Spitze des Unterbezirks. Nebenher studiert die Planegger Gemeinderätin Jura, denn "keine Ausbildung ist für mich keine Option", wie sie sagt. Ihre politischen Fachgebiete sind Gleichstellungspolitik, Außen- und Friedenspolitik und die Frage nach sozialer Gerechtigkeit. Sie interessiert sich für Kunst und Literatur, hört Alternative- und Rockmusik, legt aber dann und wann auch mal Chopin oder Debussy auf. stga

Die Routinierte

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(Foto: Claus Schunk)

Annette Ganssmüller-Maluche wurde am 22. September 1961 in Andernach am Rhein geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Eifel, im Ruhrgebiet, in Linz am Rhein und Lobberich. Später besuchte sie in Aschaffenburg das Mädchengymnasium der Maria-Ward-Stiftung. Seit 1980 wohnt Ganssmüller-Maluche in Ismaning. Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium in München begann sie 1989 als Berichterstatterin für ein Anzeigenblatt. Seit mehr als 25 Jahren schreibt Ganssmüller-Maluche, die drei Kinder hat, für den Münchner Merkur. 1993 zog sie als Nachrückerin in den Ismaninger Gemeinderat ein, 1996 wurde sie in den Kreistag gewählt. Seit der Kommunalwahl 2014 ist Ganssmüller-Maluche eine der Stellvertreterinnen von Landrat Christoph Göbel (CSU). sab

Bachs Inthronisierung wäre aus Sicht der scheidenden SPD-Chefin ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg dorthin. Dennoch ist es ihr wichtig, aus dem Ringen um die Spitzenposition keinen Wettstreit "Jung gegen Alt" zu machen. Stattdessen müsse die Qualität der Kandidatinnen bewertet werden. Und da macht Kohnen kein Hehl aus ihrer Präferenz: "Bela Bach ist ein politisches Talent, sie ist besonnen und tritt in Diskussionen geradezu brillant auf."

Doch davon sind offenbar nicht alle Genossen im Landkreis überzeugt. Zum Beispiel Annette Ganssmüller-Maluche, weshalb sich die 53-Jährige dazu entschlossen hat, selbst gegen Bach anzutreten. Ihre Kandidatur hat die Ismaningerin in Eigenregie auf den Weg gebracht. Und dabei nicht nur gute Laune innerhalb der Partei ausgelöst. Dennoch strebe man eine sachliche Debatte an, betont Kohnen: "Ich erwarte zwei Frauen, die sich mit guten Reden um den Kreisvorsitz bewerben. Und eine sachorientierte Diskussion ohne Gezänk." Dazu passt, dass man sich intern schon darauf geeinigt hat, dass die in der Abstimmung Unterlegene Stellvertreterin der neuen Vorsitzenden werden soll. Ganssmüller-Maluche kennt das schon von der Landratswahl im vergangenen Jahr, als sie im Duell mit dem CSU-Kandidaten Christoph Göbel für viele überraschend ein starkes Ergebnis erzielte und sich erst in der Stichwahl beugen musste. Hinterher bekam sie einen der Stellvertreterposten Göbels.

Wenn man die Stimmungen in den verschiedenen Ortsvereinen betrachtet, ergibt sich keine klare Tendenz: Zwar gibt es einzelne Gemeinden wie Unterföhring, die sich klar positionieren (in diesem Fall pro Bach), doch aus den meisten Landkreiskommunen kommen keine eindeutigen Empfehlungen. Tenor: Die Delegierten sollen selbst entscheiden, wem sie die Verantwortung übertragen wollen. Von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen heißt es, sie stehe an Ganssmüller-Maluches Seite, dagegen dürften sich die Jusos für Bach stark machen.

Ganssmüller-Maluche hat eine starke Hausmacht

Ein Ortsverein allerdings dürfte ganz auf Annette Ganssmüller-Maluche eingestellt sein, was sich vermutlich wohl auch im Votum der sechs Delegierten widerspiegeln könnte: "Es ist davon auszugehen, dass die Ismaninger für die Ismaningerin stimmen", sagt Markus Schwab, SPD-Vorsitzender in der Heimatgemeinde von Ganssmüller-Maluche. Jeder Delegierte sei zwar frei in seiner Entscheidung, aber die Kandidatur der 53-Jährigen sei schließlich vom Ismaninger Ortsverein vorgeschlagen worden. Er glaube jedenfalls, dass die Entscheidung an diesem Dienstagabend "eine ganz, ganz knappe Geschichte" werde, so Schwab. Ganssmüller-Maluche sei die "ideale Besetzung" für den SPD-Vorsitz - nicht zuletzt, weil sie über eine enorme Erfahrung aus 25 Jahren Kreispolitik verfüge.

Thomas Gebhardt, Ortsvereinsvorsitzender in Kirchheim, hat sich nach eigenen Worten noch nicht festgelegt, wen er wählen wird: Beide Kandidatinnen seien jüngst bei der Kirchheimer SPD zu Gast gewesen, hätten sich um die Gunst beworben, und man habe sehr gut miteinander diskutiert, so Gebhardt. Eine Prognose zum Ausgang der Wahl will der SPD-Ortschef nicht wagen: "Da ist alles offen."

Peter Paul Gantzer, SPD-Landtagsabgeordneter und Grandseigneur der Sozialdemokraten im Landkreis, schaut mit Spannung auf die Wahl, gibt eines aber unumwunden zu: Für ihn sei Bela Bach die Richtige - und: "Mir wäre es lieber gewesen, es würde keine Kampfkandidatur geben."

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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