Jugendeinrichtung:Stiftung plant "Dominik-Brunner-Haus"

"Kinder müssen weg von der Straße": Die Dominik-Brunner-Stiftung stellt ihr bislang größtes Projekt vor. Im Münchner Problemviertel Hasenbergl soll eine Einrichtung für Jugendliche entstehen.

Peter Fahrenholz

Die Dominik-Brunner-Stiftung will im Münchner Norden ein Haus für Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen errichten. Die Stiftung habe sich "entschlossen, etwas auf die Beine zu stellen, was man auch sehen kann", sagte Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, am Dienstag in München. Hoeneß ist Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, die nach dem Manager benannt ist, der vor knapp einem Jahr durch die Schläge und Tritte von zwei Jugendlichen am Bahnhof Solln ums Leben gekommen ist.

Medien: Dominik Brunner starb an Herzversagen

Vor knapp einem Jahr starb der Geschäftsmann Dominik Brunner: Nun will die Stiftung, die seinen Namen trägt, im Münchner Norden ein Haus für Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen errichten.

(Foto: ag.ddp)

Das "Dominik-Brunner-Haus" soll im südlichen Hasenbergl in unmittelbarer Nähe der U-Bahn entstehen. Es handelt sich um eine größere, bisher gewerblich genutzte Immobilie, die im Paket mit anderen Objekten an einen ausländischen Investor verkauft wurde. Von diesem versucht die Stiftung sie derzeit zurückzukaufen. In dem Haus soll es Freizeit- und Bildungsangebote geben, aber auch kostenloses Essen für bedürftige Jugendliche und ein Wohnangebot. "Unser Motto ist: Kinder müssen weg von der Straße", sagte Kuratoriumsmitglied Harald Badenhagen, ein Rechtsanwalt, der mit Brunner befreundet war. Wenn mit den Verhandlungen alles gut gehe, könne das "Dominik-Brunner-Haus" schon Anfang nächsten Jahres eröffnet werden.

Sowohl den Erwerb als auch den Betrieb des Hauses will die Stiftung aus eigenen Mitteln betreiben. "Wir werden da schon versuchen, große Mengen von Geld aufzutreiben", sagte Hoeneß. Einen Beitrag dazu soll auch ein Benefizkonzert leisten, das die Stiftung am 25. September veranstaltet. Die Stadt München hat dafür den Gasteig kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Großteil der Künstler, darunter der Münchner Bach-Chor und das Orchester des Bayerischen Rundfunks, treten unentgeltlich auf. 800 der insgesamt 2400 Karten, die zwischen 35 und 85 Euro kosten, seien bereits verkauft, sagte Hoeneß.

Aber auch sonst kann die Stiftung offenbar auf eine große Spendenbereitschaft bauen. Nicht nur die Stadtsparkasse München, deren Vorstandschef Harald Strötgen durch die Hoeneß-Rede in der Allianz-Arena zum Mitmachen bewegt wurde, auch andere Unternehmen und Einzelpersonen haben stattliche Beträge gespendet. Die Stiftung habe inzwischen "ein ganz schönes Vermögen", mit dem ihre Aktivitäten finanziert würden, sagte Badenhagen.

"Unglaublich über diesen S-Bahn-Fahrer geärgert"

Hoeneß sieht die Aufgabe der Dominik-Brunner-Stiftung "nicht als Sache von Monaten, sondern von Jahren". Das, was im vergangenen September in Solln passiert sei, "muss in unseren Köpfen drin bleiben", sagte Hoeneß. Die Stiftung wolle versuchen, "das Thema Zivilcourage und Nächstenliebe am Leben zu erhalten". Hoeneß berichtete, seit dem Tod von Dominik Brunner seien kritische Vorfälle in Münchner S- und U-Bahnen um 23 Prozent zurückgegangen, und berief sich dabei auf Angaben des Münchner Polizeipräsidenten Wilhelm Schmidbauer. "Selbst wenn es nur ein Prozent ist, haben wir schon was erreicht".

Scharfe Kritik übte Hoeneß an Versuchen, Brunner eine Mitschuld an seinem eigenen Tod zuzuschieben. Er habe sich "unglaublich über diesen S-Bahn-Fahrer geärgert", sagte Hoeneß. Der Fahrer hatte als Zeuge im Prozess ausgesagt, die Gewalt sei von Brunner ausgegangen. Er habe das Gefühl, hier wolle sich jemand ein "Schlupfloch" schaffen, damit nicht gefragt werde, warum er selber nicht geholfen habe, sagte Hoeneß.

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