Ismaninger Bier:Ein Ort kommt auf den Geschmack

Ismaninger Bier: Gute Voraussetzungen: Auf den Weg gebracht wurde der lokale Durstlöscher in der Feuerwache. Mit Werner Kastner und Christian Dobmaier (links und rechts, mit Günter Glasner) sind zwei von drei Vorständen Feuerwehrler.

Gute Voraussetzungen: Auf den Weg gebracht wurde der lokale Durstlöscher in der Feuerwache. Mit Werner Kastner und Christian Dobmaier (links und rechts, mit Günter Glasner) sind zwei von drei Vorständen Feuerwehrler.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ismaning hat sich einen Traum erfüllt - das eigene Bier. Am Freitag wird es erstmals ausgeschenkt. Das Fernziel heißt eigene Brauerei.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Der Apotheker ist dabei. Der Chef des örtlichen Fußballklubs auch. Der Feuerwehrkommandant natürlich. Der Bürgermeister sowieso. Außerdem Juristen, IT-Fachleute, eine Grafikerin, ein Brau-Experte, mehrere Wirte und Landwirte - wen man eben so braucht, wenn man eine Brauerei gründen will und das Projekt möglichst krisensicher aufgestellt sein soll.

25 Frauen und Männer waren es am Ende, die sich zusammengefunden haben, um einen im Ort schon lange gehegten Traum in die Tat umzusetzen und die erste Ismaninger Brauereigenossenschaft offiziell aus der Taufe zu heben. Ende März war die Gründungsversammlung, nun steht die Genossenschaft vor ihrem ersten Realitätstest: Am Freitag, 30. Juni, soll das "Ismaninger" zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Am Ende steht die alles entscheidende Frage: Schmeckt's den Leuten?

Vor dem Erstausschank haben die drei Vorstandsmitglieder Werner Kastner, Christian Dobmaier und Günter Glasner doch ein wenig Respekt. Zwar können sie sich einer breiten Unterstützung sicher sein. Doch am Ende läuft nun einmal doch alles auf die eine Frage hinaus: Schmeckt's den Leuten?

Dafür, dass diese Frage am Ende mit einem kräftigen "Ja" beantwortet werden kann, haben sich die Genossenschaftsgründer gründlich ins Zeug gelegt. Und natürlich selbst vollen Körpereinsatz aufgeboten: Nach ersten Brauversuchen im Keller der Apotheke wurde Brauwissenschaftler Fritz Briem, ebenfalls Gründungsmitglied der Genossenschaft, für die Suche nach einer Rezeptur für den Ismaninger Gerstensaft gewonnen. Aus mehreren Blindverkostungen und Sudansätzen - mit Ismaninger Braugerste und Ismaninger Wasser - ging schließlich das untergärige, unfiltrierte Helle hervor, das jetzt unter dem Markensiegel mit dem örtlichen Wasserturm firmiert. "Wir wollten ein süffiges Bier, das nicht zu markant ist", erklärt Kastner. "Auch ein bisschen aus dem Gedanken des Eigennutzes heraus." Es soll sich schließlich gut verkaufen.

Ismaninger Bier: Das Logo für das neue Bier entwarf Designerin Irmgard Hesse - selbst Ismaningerin und, natürlich, Gründungsmitglied der Genossenschaft.

Das Logo für das neue Bier entwarf Designerin Irmgard Hesse - selbst Ismaningerin und, natürlich, Gründungsmitglied der Genossenschaft.

(Foto: Stephan Rumpf)

Denn noch sind die Genossen nicht am Ziel ihrer Wünsche angelangt, sondern erst beim ersten Schritt. Irgendwann soll das Ismaninger Bier nämlich auch in Ismaning gebraut werden, in einer eigenen Brauanlage. Um die zu finanzieren, muss vorher freilich die Nachfrage nach "Ismaninger" stimmen. Realistischerweise geht Vorstand Dobmaier von einer Anlaufzeit von "fünf bis zehn Jahren" aus, bis sich die Genossenschaft ernsthaft mit einer eigenen Anlage beschäftigen wird. Bis dahin wird das Ismaninger Bier in der Hallertau gebraut: Die Schlossbrauerei Au liefert zunächst einmal die ersten 5000 Liter, später wird je nach Bedarf nachgebraut. Einen Absatz von 50 000 Litern im kommenden Jahr zu erreichen, wäre ein "Wunschtraum", sagt Glasner mit einem Augenzwinkern. Dann könnte es mit der Brauerei auf eigener Flur womöglich schon ein bisschen rascher gehen.

Mehr als 155 Mitglieder hat die Genossenschaft schon

So oder so sind die Vorstandsmitglieder schon recht zufrieden mit ihrer Zwischenbilanz. Mehr als 150 Mitglieder haben bereits einen Anteil bei der Genossenschaft gezeichnet, nach dem Erstausschank dürften noch ein paar hinzukommen. Die Nachfrage ist stabil sehr gut, könnte man sagen. Überhaupt sei der Hauptsinn des Projekts ja ein anderer, sagt Kastner: "Wir wollen damit auch das Miteinander fördern. Denn übers Bier werd immer g'redt." Dass der Gerstensaft die Fähigkeit besitzt, die Menschen zusammenzubringen, zeigt sich auch an der bunten Runde der Genossenschaftsmitglieder in Ismaning. Sie kommen aus allen Berufen und bilden einen Großteil des Ortes ab.

Als ihren Sitz hat die Genossenschaft passenderweise einen für jeden Ort bedeutenden Ort gewählt: die Feuerwache. Dort, am Stammtisch, nahm an Weihnachten 2015 das Projekt seinen Anfang, erinnert sich Dobmaier. "Wir haben endlich einmal alle Ideen vereint und es angepackt." Der Grundgedanke existierte schon wesentlich länger. Schon 1880 gab es in der Münchner Straße in Ismaning eine Wirtschaft mit dem aussagekräftigen Namen "Zum Bräu".

Der Wunsch nach einem eigenen Bier gärt schon lange in Ismaning

"Wir wissen nicht sicher, ob dort tatsächlich gebraut wurde, aber Dokumente belegen, dass es eine Brauerlaubnis gab", erklärt Dobmaier. Schließlich lag Ismaning so weit von den Brauereistandorten Freising und München entfernt, dass das Bier in Zeiten vor professionellen Kühlmöglichkeiten leicht einmal knapp werden konnte. Auch Lagerkeller waren vorhanden - es sprechen also einige Indizien dafür, dass der Wunsch nach dem eigenen Bier in Ismaning schon lange gärt. Realisiert wurde er nun im Jahr 2017 "dank Bayerischer Beharrlichkeit", wie es auf dem Werbeaufsteller heißt.

Erhältlich sein soll das "Ismaninger" zunächst nur im Ort, in den Gaststätten Neuwirt und Soller sowie im Ismaninger Getränkemarkt Altinger. Außerdem wird es bei Festen ausgeschenkt werden. Später soll das Sortiment erweitert werden, ein Weißbier ist schon in Planung. Vorausgesetzt natürlich, das "Ismaninger" schmeckt den Leuten.

Der Erstausschank des neuen "Ismaninger" Biers findet am Freitag, 30. Juni, im Bürgersaal Ismaning, Erich-Zeitler-Straße 2 statt. Einlass ist von 19 Uhr an. Weitere Informationen unter www.ismaninger.de.

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