Ismaning:Wichtiges Grundwissen

Ismaning: Monika Zeevaert-Senger ist überzeugt, dass die Volkshochschulen vieles noch machen können, was die Integration von Flüchtlingen fördert.

Monika Zeevaert-Senger ist überzeugt, dass die Volkshochschulen vieles noch machen können, was die Integration von Flüchtlingen fördert.

(Foto: Catherina Hess)

Deutsch- und Integrationskurse schön und gut: Volkshochschul-Dozentin Monika Zeevaert-Senger ist aber überzeugt, dass Flüchtlinge auch Computerkenntnisse und kulturelle Angebote brauchen, um in Deutschland anzukommen

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Von dem Papierausdruck, den Monika Zeevaert-Senger in die Höhe hält, blickt dem Betrachter ein aufmerksamer junger Mann entgegen. Unter seinem Konterfei steht sein Name und der Titel seiner Arbeit: "Wie sehe ich Deutschland?" Die Dinge, die der junge Mann dort zusammengetragen hat, die Unterschiede, die er zwischen seinem Heimatland Afghanistan und Deutschland, wo er seit seiner Flucht lebt, beobachtet, beeindrucken Zeevaert-Senger sichtlich. Begeistert blättert sie durch die Präsentation. Sie ist das Ergebnis von zwei Wochen intensiven gemeinsamen Arbeitens an der Volkshochschule Nord.

Talent-Campus 18 plus nennt sich der Kurs, den die Volkshochschule im August in Ismaning erstmals unter der Leitung von Zeevaert-Senger angeboten hat. Der Kurs richtet sich speziell an junge Geflohene, zehn Flüchtlinge zwischen 18 und 26 Jahren nahmen daran teil. Das Ziel: den jungen Männern Computerkenntnisse zu vermitteln und dabei auch kulturelle Aspekte zu behandeln. "Ich bin der Meinung, Deutsch- und Integrationskurse allein reichen nicht aus. Bildung ist der Schlüssel zu nahezu allem", sagt Diplom-Ingenieurin Zeevaert-Senger, die seit dem Jahr 2009 als freie Dozentin Volkshochschulkurse und Firmentrainings leitet. Gerade der Umgang mit dem Computer ist nicht nur im Alltag, sondern gerade auch, wenn es darum geht, eine Arbeitsstelle zu finden, elementar. "Ohne Grundkompetenz am PC kommt man heute nicht mehr durch", sagt Zeevaert-Senger. Flüchtlinge stellt das oft vor Herausforderungen - etwa, wenn Arbeitgeber wie selbstverständlich fordern, dass Bewerbungen digital in Form eines PDF-Dokuments eingereicht werden sollen oder Stellenbörsen die Bedienung einer Website und das Ausfüllen von Online-Formularen erfordern.

Dass es heutzutage für die meisten Menschen selbstverständlich ist, ein Smartphone zu benutzen, trägt zum grundsätzlichen Computerverständnis übrigens wenig bei, hat die Dozentin beobachtet. Im Gegenteil. Durch das Vorschalten von Apps sei in diesem Bereich viel Wissen verloren gegangen, meint Zeevaert-Senger, weil viele beispielsweise keine Website mehr direkt kennen und ansteuern, sondern es gewohnt sind, nur noch einen Begriff in eine Suchmaschine einzutippen.

In ihrem Kurs behandelt die Dozentin daher die basalen Office-Programme wie Word und Powerpoint, aber auch den Umgang mit Onlineanwendungen. Wichtig ist Zeevaert-Senger dabei, dass der Unterricht nicht trocken und praxisfern abläuft. Alles wird ausprobiert und angewandt. Wenn etwa ein Schüler wegen eines Termins einen Kurstag nicht besuchen kann, schreibt er eine Entschuldigung - im Programm Word. Gleichzeitig umfasst der Kurs noch mehr als Fachliches. "Es geht nicht nur um das Computerwissen", sagt Zeevaert-Senger, "sondern auch um die Kommunikation drumherum." Den üblichen Umgang miteinander, unabhängig von Alter und Geschlecht, mitzuerleben, ist etwas, das die Dozentin für zentral hält, damit Geflüchtete wirklich ankommen können, gerade wenn sie aus anderen Kulturkreisen stammen. Der Kurs fand deshalb nicht nur in den Räumen der Volkshochschule statt. Die Dozentin und ihre Studenten besuchten gemeinsam eine Ausstellung über Graffiti und Street Art in München, aßen gemeinsam und unterhielten sich. Ganz normales Zusammenleben gewissermaßen. Das aber ist es, was Flüchtlingen ihrer Erfahrung nach häufig fehle, sagt Zeevaert-Senger: der alltägliche Kontakt mit Deutschen. Die Volkshochschulen könnten an diesem Punkt viel leisten, meint die Dozentin. Aber auch ein Tutorenprogramm könnte sie sich vorstellen, zwischen Auszubildenden und Flüchtlingen zum Beispiel.

Der Gewinn des Kennenlernens liegt auf beiden Seiten, ist Zeevaert-Senger überzeugt. Die Ergebnisse des August-Kurses haben sie in dieser Ansicht bestätigt.

Im Herbst bietet die Volkshochschule Nord mit Geschäftsstellen in Ismaning, Garching, Unterföhring und Unterschleißheim weitere Computer-Kurse in einfachem Deutsch für Deutschlerner und andere Interessierte an. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.vhs-nord.de oder unter Telefon 089/550 51 70.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: