Ismaning:Unterkunft jenseits der Bundesstraße

In Ismaning sollen Wohnungen für Asylbewerber außerhalb des Orts entstehen

Von Markus Mayr, Ismaning

Die Wohnungen für Asylbewerber sollen an anderer Stelle entstehen als ursprünglich vorgesehen: weiter draußen, abgetrennt vom Ismaninger Ortszentrum durch die viel befahrene Bundesstraße 471. Anfänglich sollten die drei Doppelhäuser und eine Doppelhaushälfte mit insgesamt 224 Plätzen an der Krautgartenstraße errichtet werden. Jetzt sieht der vergangene Woche im Gemeinderat genehmigte Bauantrag eines privaten Investors ein Grundstück am Gemeinderand südlich der Mayerbacherstraße vor.

Den künftigen Bauplatz trennen Felder und Wiesen sowie eine asphaltierte Hauptverkehrsader vom Ortskern. Luis Eisenreich (CSU), der als einer der wenigen gegen den neuen Antrag stimmte, monierte die schlechte Erschließung des Geländes. Es fehlten Kanal-, Wasser- und Gasanschluss. Ihm komme es so vor, sagte der 28-Jährige, als sage die Gemeinde Ja zu Asylbewerbern, aber "bitt'schön weit draußen". Diesen Vorwurf der "Abschiebung" wies Erster Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) als "polemisch" zurück. Das Grundstück Mayerbacherstraße sei in etwa so weit entfernt vom S-Bahnhof wie das an der Krautgartenstraße, näher sogar noch an Einkaufsstätten im Gewerbegebiet.

Ein Blick auf die Karte zeigt: Das stimmt. Die Luftlinien sind gleich lang. Doch können Fußgänger von der Krautgartenstraße über einen eigens für sie ausgewiesenen Weg, eingebettet in einen Grünstreifen, vorbei an Wohnhäusern ins Zentrum gehen. Der kürzeste Weg vom neuen Grundstück an der Mayerbacherstraße hingegen führt auf Feldwegen über die B 471, ohne einen Übergang für Fußgänger. "Da gibt es keine Absperrung, keine Brücke, gar nix", sagte Eisenreich. Es herrsche "Verkehr ohne Ende", ein Kreuzen sei "hochgefährlich".

Bürgermeister Greulich verwies auf den neu gebauten Fuß- und Radlweg entlang der Mayerbacherstraße, der ein Queren der B 471 ermögliche. Allerdings, so beweist die Karte, bedeutet das einen erheblichen Umweg. Diesen müssten Asylbewerber aber zwangsweise auf sich nehmen, so Greulich, wenn erst die geplanten Lärmschutzwälle entlang der Straße entstünden. Die Gefahr wäre dann sicherlich deutlich geringer, die symbolische Wirkung von Wällen allerdings enorm.

"Mein Wunschgrundstück ist es nicht", sagte Greulich, stimmte allerdings selbst auch dafür. Er müsse es "nicht schön reden, aber es ist auch kein schlechtes". Die Spitzen aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen seien auf ihn zugekommen, und hätten ihn gebeten, aus "städtebaulichen Erwägungen" das Grundstück an der Krautgartenstraße nicht mit Asylbewerberunterkünften bebauen zu lassen. Die Erwägungen seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Er und die Gemeindeverwaltung hätten im Auftrag der Fraktionen gehandelt, aller Fraktionen, sagte Greulich.

CSU-Mann Eisenreich ist trotzdem gegen das neue Gelände. "Irgendwann werden sie arbeiten dürfen", sagte er, und meint die dazu berechtigten Asylbewerber oder anerkannten Flüchtlinge. Dann müssten sie aus der Peripherie der Gemeinde ins Zentrum zur S-Bahn. Eisenreich ist für eine bessere Integration. "Wir werden uns daran gewöhnen müssen", dass Menschen fremder Kulturen in unserer Mitte leben. Mit dieser Ansicht stand der 28-Jährige relativ alleine da. Rückendeckung bekam er nur von Nikolaus Kraus (FWG).

Dass auf einem landwirtschaftlichen Grundstück außerhalb bestehender Siedlungsgebiete Wohnungsbau möglich ist, liegt überhaupt erst an einer Novelle des Baugesetzbuches vom Dezember vergangenen Jahres. Sie sollte die Unterbringung von Schutzsuchenden erleichtern. Laut Greulich sollen die neuen Wohnungen in Holzständerbauweise gebaut werden, was sowieso kein Dauerzustand sein könne. Die Gemeindeverwaltung suche nach beständigen Lösungen. Bis vor Kurzem waren noch Container im Gespräch.

Nach der kreisweiten Quote kommen 2015 261 Flüchtlinge in die Gemeinde, für 2016 sind 437 prognostiziert. Alle finden nicht auf Feldern Platz.

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