Ismaning:Raus aus dem Schulzweckverband

Ismaning: Ismaning will zukünftig nicht mehr für das Werner-Heisenberg-Gymnasium zahlen.

Ismaning will zukünftig nicht mehr für das Werner-Heisenberg-Gymnasium zahlen.

(Foto: Robert Haas)

Die Gemeinde bekommt ein eigenes Gymnasium und sieht nun keinen Grund mehr, für die Garchinger Schule mitzuzahlen.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Eigentlich sei es mehr eine Formalie, sagt Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD), was der Gemeinderat seines Ortes an diesem Donnerstag beschließen will, der Vollzug einer längst beschlossenen Handlung. Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) dürfte das anders empfinden. Die Gemeinde Ismaning will aus dem Zweckverband für das Staatliche Gymnasium Garching austreten, zu dem sich die beiden Nachbarkommunen mit der Gemeinde Unterföhring und dem Landkreis zusammengeschlossen haben. Mit Schuljahresbeginn hat der zweite Jahrgang der Vorläuferklassen des Ismaninger Gymnasiums begonnen, zum Herbst 2017 sollen die Schüler das umgebaute Commundo-Seminarhotel beziehen und den Traum vom eigenen Gymnasium in Ismaning wahr werden lassen. Für Bürgermeister Greulich ist es daher eine klare Entscheidung, sich aus der bisherigen Verantwortung für das Garchinger Gymnasium zurückzuziehen.

Für die übrigen beteiligten Kommunen bedeutet das eine hohe finanzielle Belastung. Die Zweckverbandssatzung legt fest, dass die verbleibenden Verbandsgemeinden der ausscheidenden Kommune deren Leistungen für das Gymnasium zurückzahlen müssen, anteilig im Verhältnis zur Anzahl der Kinder, die aus der jeweiligen Gemeinde zum Zeitpunkt des Austritts die Schule besuchen. Der Landkreis wird daran nicht beteiligt. Nach jüngsten Kostenhochrechnungen hat der Neubau des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gut 47 Millionen Euro gekostet, zuzüglich etwa 7,2 Millionen Euro für die zwischenzeitliche Containerschule und die Rückzahlung von Fördermitteln für die Mensa der alten Schule.

Garching würde die Entscheidung besonders hart treffen

Die Stadt Garching würde es im Fall eines Austritts besonders hart treffen: Im vergangenen Schuljahr kamen 41,5 Prozent der Schüler am Werner-Heisenberg-Gymnasium aus Garching, 28,8 Prozent waren aus Ismaning und 10,2 Prozent aus Unterföhring; die übrigen Schüler stammten aus Nachbarlandkreisen oder aus München. Bei der Kostenverteilung unter den drei Verbandskommunen hatte Garching demzufolge den Löwenanteil zu tragen, rund 52 Prozent; Ismaning kam auf knapp 36, Unterföhring auf knapp 13 Prozent. Dementsprechend wenig erfreut ist Garchings Bürgermeister über die Ankündigung der Ismaninger. Begeisterung über einen Austritt des Nachbarn würde in Garching bestimmt nicht ausbrechen, so Gruchmann. Weitere Aussagen will er erst treffen, wenn die Ismaninger Entscheidung tatsächlich so gefallen sei.

Man vertrete möglicherweise unterschiedliche Sichtweisen, doch die Diskussion mit den Nachbarn werde keinesfalls bösartig geführt, versichert Greulich. "Wir werden auch weiterhin in einem Boot sitzen", sagt der Ismaninger Bürgermeister, schließlich würden auch in Zukunft Kinder aus Ismaning das Garchinger Gymnasium besuchen und umgekehrt. Gleichwohl unterstreicht Greulich den Anspruch seiner Gemeinde und pocht auf den Austritt. Er erinnert daran, dass Ismaning 2012 für einen übergreifenden Zweckverband für alle weiterführenden Schulen in Garching, Ismaning und Unterföhring plädiert hatte. Der Antrag war damals von Garching und Unterföhring abgelehnt worden. Für das neue Ismaninger Gymnasium hat die Kommune nun eine Zweckvereinbarung mit dem Landkreis getroffen.

Auch in Unterföhring ist das eigene Gymnasium schon beschlossene Sache. Die derzeitigen Pläne sehen vor, zum Schuljahr 2017/18 mit Vorläuferklassen zu beginnen und 2020 in ein eigenes Schulhaus zu ziehen. Man werde allerdings nichts über das Knie brechen, sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU). Er zeigt durchaus Verständnis für die Ismaninger Entscheidung, sieht aber auch die Nöte der Garchinger: "Die haben jetzt einen Neubau da stehen und einer nach dem anderen springt aus dem Boot." Für Unterföhring stelle sich die Frage nach einem Austritt kurzfristig noch nicht. Gleichwohl sagt Kemmelmeyer: "Je mehr Schulen gebaut werden, desto weniger Sinn macht eigentlich ein Zweckverband." Er sieht den Landkreis nun am Zug, eine geeignete Regelung zu finden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: