Ismaning:Rathaus delegiert Aufgaben

Kinder überqueren Zebrastreifen auf der Dorfstraße in Ismaning

Ismaninger Investition in die Kinderbetreuung: Unter anderem wird ein neuer Kindergarten an der Max-Hueber-Straße gebaut.

(Foto: Florian Peljak)

Ismaning steckt Millionenbeträge in Schulen, Kinderbetreuung und Gebäudesanierungen. Die vielen Vorhaben machen einen Griff in die Rücklagen nötig - und sind künftig wohl nur noch mit externen Planern zu bewältigen

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Dass eine Gemeinde genug Geld zur Verfügung hat, um aktuelle Bedürfnisse ihrer Bürger zu befriedigen und dabei auch noch recht kräftig in die Zukunft investieren zu können, ist eine Situation, um die viele andere Kommunen Ismaning beneiden dürften. Knapp 114 Millionen Euro umfasst der Haushalt der Gemeinde für das laufende Jahr, mehr als 37 Millionen davon sind für Investitionen vorgesehen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Jugend: Der Aus- oder Neubau der verschiedenen Schulen, Kitas und Kindergärten im Ort dürfte in den kommenden Jahren etwa die Hälfte der kalkulierten zentralen Ausgaben ausmachen.

Dabei scheiterten die Pläne nicht an den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde, betonte Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) im Gemeinderat. Vielmehr bringt die große Anzahl an umfangreichen Projekten die Bauverwaltung der Kommune an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Denn zusätzlich zu den Großbaustellen bei den Schulen - für das neue Gymnasium am Seidl-Kreuz-Weg sind im Haushalt 2016 8,4 Millionen Euro veranschlagt, für die Erweiterung der Grundschule an der Camerloherstraße knapp 650 000 Euro, für die am Kirchplatz 220 000 Euro -, dem Neubau des Kindergartens an der Max-Hueber-Straße (2,75 Millionen Euro) und den Kitas am Seidl-Kreuz-Weg (1,5 Millionen Euro) sowie an der Bajuwarenstraße (750 000 Euro) kommen mehrere kostspielige und planungsintensive Sanierungen auf die Bauabteilung zu. Der Platz am S-Bahnhof inklusive des Parkdecks und des Glasdaches steht auf der Liste, ebenso wie der Bürgersaal und die Kläranlage.

Außerdem stehen noch weitere Sanierungen an, etwa an der Realschule sowie an gemeindlichen Mietshäusern. All diese Projekte in naher Zukunft umzusetzen, überstiege die Kapazität der Bauverwaltung. Die Ismaninger Gemeinderäte stehen daher nun vor der Entscheidung, ob sie einige Projekte künftig stärker an externe Dienstleister abgeben wollen. "Wenn Sie die Liste der Projekte so schnell wie möglich umgesetzt wissen wollen, werden wir auf Generalunternehmer zurückgreifen müssen", sagte Bürgermeister Greulich. Unter einem Generalunternehmer versteht man ein bauausführendes Unternehmen, das die Ausführung des gesamten Auftrages in allen Gewerken übernimmt und dem Auftraggeber das Bauwerk am Ende schlüsselfertig übergibt.

Die Zusammenarbeit mit solchen Generalunternehmern habe den Vorteil, dass jener die einzelnen Gewerke beim Bau koordiniere, erklärte Greulich. Allerdings mahnte der Bürgermeister zu bedenken, dass Änderungswünsche in diesem Fall nicht mehr so einfach möglich seien wie bislang. Zudem sei mit einem Kostenaufschlag von zehn bis 15 Prozent zu rechnen. Viele Gemeinderäte zeigten sich dem Vorschlag gegenüber offen. Er plädiere dafür, sich der Idee nicht zu versperren, sagte FWG-Fraktionsvorsitzender Günter Glasner. Möglicherweise könne die Gemeinde durch den Einsatz von Generalunternehmern sogar Geld einsparen, indem sie etwa Ärger mit einzelnen Firmen nicht selbst ausfechten müsste. In dieser Hinsicht hat die Kommune in der Vergangenheit bekanntermaßen schlechte Erfahrungen gemacht - die Schäden im Ismaninger Hallenbad, um deren Ursachen noch juristisch gestritten wird, schlagen sich auch im Haushaltsplan nieder.

So sieht der Plan von Kämmerin Christine Weiß 1,3 Millionen Euro als Kapitaleinlage für die Sanierung und Erweiterung des Hallenbades vor, das die Gemeindewerke Ismaning (GWI) betreiben. Insgesamt rechne der kommunale Eigenbetrieb 2016 mit einem Jahresfehlbetrag von 1,4 Millionen Euro, der hauptsächlich den Verlusten im Hallenbad geschuldet sei, erklärte Werkleiter Stephan Hany. Durch die im Dezember nötig gewordene Sperrung des Hauptschwimmbeckens hatte der Besuchermagnet deutlich weniger Einnahmen zu verzeichnen, hinzu kommen die Kosten für Fliesenarbeiten und Rechtsberatung. Insgesamt fehlen den Gemeindewerken in der Bilanz für 2016 knapp 760 000 Euro, die über Kredite finanziert werden sollen.

Kredite muss die Gemeinde Ismaning nicht aufnehmen, vor allem dank der prächtigen Gewerbesteuereinnahmen, die sich voraussichtlich auf 42 Millionen Euro belaufen werden. Um alle Vorhaben zu finanzieren, muss Kämmerin Weiß jedoch mehr als acht Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen; diese sinken damit auf 26 Millionen Euro. Etwa ebenso viel wird der Schuldenstand der Kommune am Ende des Jahres voraussichtlich betragen.

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