Ismaning:Mörderische Schwestern

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Janet Clark ist Vorsitzende der "Mörderischen Schwestern", einem Netzwerk deutschsprachiger Autorinnen, Verlegerinnen und Buchhändlerinnen. (Foto: privat)

Zwölf Autorinnen lesen bei der "Ladies Crime Night" in Ismaning

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Dass sie auf dem bunt-fröhlichen Karpfhamer Volksfest plötzlich mitten hinein in die Ermittlungen um einen mysteriösen Selbstmord gerät, hätte sich die Heilpraktikerin Karin Schneider nicht vorgestellt. Doch im beschaulichen Rottal geschehen wenig beschauliche Dinge - zumindest in den Kriminalromanen von Ingrid Werner. Einen Vorgeschmack auf "Karpfhamer Katz", ihren bereits dritten Niederbayern-Krimi, gibt die Autorin bei der "Ladies Crime Night" in Ismaning. Dort lesen einen Abend lang nur Krimiautorinnen aus ihren Büchern.

Die Stimmung ist dabei, wie sollte es anders sein, spannungsgeladen: Nach exakt sechs Minuten unterbricht ein Schuss die Vortragende mitten im Satz. "Man muss zu Hause ein wenig üben, damit man an einer passenden, spannenden Stelle aufhört", verrät Werner. Das ungewöhnliche Format ermöglicht es den Zuhörern, an einem Abend einen Überblick über die Werke von zwölf Autorinnen zu bekommen.

Die Vortragenden sind Meisterinnen ihres düsteren Fachs. Sie haben sich im Verein "Mörderische Schwestern" zusammengeschlossen, einem Netzwerk deutschsprachiger Autorinnen, Verlegerinnen und Buchhändlerinnen. Gut 450 Mitglieder zählt der Verein, etwa 30 davon in Bayern. "Wir wollen zeigen: Frauen schreiben gute Bücher", erklärt Vereinspräsidentin Janet Clark das Anliegen der Mitglieder. Gerade die Genres Krimi und Thriller habe der in Entscheidungspositionen traditionell männerdominierte deutsche Buchmarkt Frauen lange nicht zugetraut. Dem treten die Mörderischen Schwestern entgegen, mit gemeinsamen Lesungen, Veranstaltungen, regelmäßigem Austausch und nicht zuletzt dem Förderpreis "Goldene Auguste", den der Verein seit 2009 im Zweijahresturnus vergibt. "Es ändert sich langsam etwas", konstatiert Clark. "Aber es ist noch ein weiter Weg."

Die Frage, inwieweit Frauen andere Krimis schreiben als Männer, lässt sich nicht abschließend klären. Autoren seien in ihren Büchern oft blutrünstiger, während Frauen häufiger auf Psychologie setzten, erklärt Clark. Zudem bezögen Frauen häufiger ihre Alltagswelt mit ein. Bei der Crime Night können sich Zuhörer jedenfalls von der Vielfalt deutscher Autorinnen überzeugen, die sowohl lesenswerte Regionalkrimis als auch Thriller und Kurzgeschichten schreiben. Es gebe viele spannende Autorinnen zu entdecken, sagt Werner. Neben der Autorin aus Niederbayern und Clark treten in Ismaning auch Schriftstellerinnen aus dem Landkreis wie Stefanie Gregg aus Ottobrunn und Anette Hinrichs aus Hohenbrunn auf.

Die "Ladies Crime Night" findet am 20. Januar von 19.30 Uhr an im großen Saal des Kultur- und Bildungszentrums Seidl-Mühle, Mühlenweg 15, Ismaning statt. Kostenlose Eintrittskarten können in der Gemeindebibliothek abgeholt werden.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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