Ismaning:Erkrankte Schulleiterin gibt Schlüssel nicht heraus

Schulbeginn in Niedersachsen

Wenn im September das neue Schuljahr beginnt, wird die Frage der Schulleitung endlich geklärt sein, hoffen die Betroffenen an der Camerloher Grundschule.

(Foto: dpa)

Seit fast zwei Schuljahren ist die Rektorin einer Ismaninger Grundschule aus gesundheitlichen Gründen nicht im Dienst. Sie weigert sich, den Generalschlüssel auszuhändigen. Die Gemeinde erwägt eine Klage.

Von Irmengard Gnau

Das Symbol der Grundschule an der Camerloherstraße in Ismaning ist eine große Sonne. Gelb und freundlich blickt das Gestirn auf all diejenigen herab, die sich in dem Schulhaus mit den bunten Wänden tummeln. Doch den Mitgliedern der Schulfamilie ist derzeit kaum zum Lächeln zumute. Sie stehen unter einer großen Belastung. Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) spricht von einem "unzumutbaren Zustand".

Die langjährige Schulleiterin der Grundschule befindet sich seit September 2013 im Krankenstand. Seither hat die stellvertretende Rektorin ihren Posten übernommen und leitet die Grundschule mit derzeit elf Klassen kommissarisch. Dafür werden ihr die entsprechenden Bürostunden als Schulleitung angerechnet; um die offenen Unterrichtsstunden zu übernehmen, ist zudem eine Lehrerin der Mobilen Reserve an die Schule gekommen. Somit kann der Schulbetrieb wie gefordert stattfinden.

Die Konrektorin muss die Schule alleine führen

Dennoch stellt die Situation für die Schule eine Belastung dar. Denn die Konrektorenstelle wird nicht nachbesetzt, solange die Leiterin offiziell im Amt ist. Stellvertreterin Claudia Auer-Kiehlbreit übernimmt somit seit 22 Monaten eine Doppelrolle, als Konrektorin und kommissarische Rektorin. "Ich habe ein tolles Kollegium, ein tolles Sekretariat, einen tollen Hausmeister, eine tolle Elternschaft, und so kriegen wir es hin, den Alltag zu meistern - aber es ist und bleibt eine große Belastung", sagt Auer-Kiehlbreit. Das spüren auch die Eltern der Camerloher Grundschüler. Von einem "Kraftakt" des 18-köpfigen Lehrerinnenkollegiums spricht Nathalie Girardin Barnert, die Vorsitzende des Elternbeirats. Die Schule tue alles, damit die Kinder nicht unter der Situation litten, betont sie, "aber das ist kein Dauerzustand."

Besonders die fehlende Planungssicherheit nagt an den Beteiligten. Darüber, ob oder wann die erkrankte Schulleiterin wieder zurückkehren wird, gebe es bis heute keine Informationen, erklärt der Ismaninger Bürgermeister Greulich. Die Gemeinde ist als Sachaufwandsträger für die Grundschule zuständig. Greulich ist verärgert: "Das ist für die Schulfamilie kein zumutbarer Zustand, weder für die Kinder noch für das Lehrerkollegium."

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Bürgermeister

Eine Anfrage der Gemeinde an das zuständige Schulamt im Landkreis München sei abgewiesen worden ohne Hinweis auf eine zeitliche Perspektive. Neben der Zusatzbelastung für die übrigen Lehrer geht es auch um eine praktische Frage. Die Grundschule und die Gemeinde haben die erkrankte Rektorin aufgefordert, den Generalschlüssel zurückzugeben. Darauf habe diese jedoch nicht reagiert, berichtet Greulich; vielmehr habe ihr Anwalt eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen gesundheitsschädigenden Verhaltens gegen den Bürgermeister eingelegt.

Landratsamt und Regierung von Oberbayern haben die Beschwerde zurückgewiesen, doch der Generalschlüssel sei noch nicht aufgetaucht. "Wenn keine Reaktion kommt", sagt Greulich, "werden wir den Rechtsweg beschreiten müssen." Der Bürgermeister hat sich bereits die Zustimmung des Gemeinderats geholt, um notfalls eine Klage gegen die Rektorin anzustrengen. Er wolle zeitnah Fakten schaffen, sagt Greulich: "Das zieht sich jetzt einfach schon zu lange hin."

Auch im Landtag war die Schule schon Thema

Inzwischen ist die Situation der Ismaninger Grundschule auch Thema im bayerischen Landtag geworden. Auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten des Landkreises, Peter Paul Gantzer, von Ende Juni hat nun das Kultusministerium reagiert. Auch die Elternvertreter hatten sich bereits in einem Schreiben an die Behörde gewandt mit der Bitte um Klärung der Situation.

In seiner Antwort auf Gantzers Anfrage verweist das Ministerium auf die Auskunft der zuständigen Regierung von Oberbayern. Man gehe davon aus, heißt es, dass "eine Wiederherstellung der Dienstfähigkeit" der Schulleiterin "in absehbarer Zeit" gegeben sein werde. Sobald dazu konkrete Aussagen möglich seien, stellen die Behörden in Aussicht, in Absprache mit Schule und Schulamt für die Zeit bis zur Genesung der Rektorin eine weitere Stellvertretung zu ernennen - "sofern noch erforderlich".

Auch mit den Elternvertretern sucht das Schulamt der Antwort des Ministeriums zufolge das Gespräch. Zwar hat der Elternbeirat in Ismaning nach den Informationen seiner Vorsitzenden noch keine Antwort auf sein Schreiben erhalten. Doch die internen Absprachen dafür liefen bereits, versichert das Schulamt. Das Gespräch solle noch vor den Sommerferien stattfinden.

Sollte sich die Lage an der Camerloher Schule bis zum Beginn des neuen Schuljahrs im September nicht ändern, hat auch Gantzer angekündigt, noch einmal in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter nachzuhaken. Er will die Angelegenheit in diesem Fall dem Landtagsausschuss für Bildung und Kultus vorlegen. Vor den Sommerferien wird es sich wohl kaum klären.

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