Ismaning:Große Pläne, schmales Budget

Ismaning: Zur Bürgerversammlung in Ismaning waren am Samstag mehr als 200 Leute gekommen - und ein Kamerateam aus Südkorea.

Zur Bürgerversammlung in Ismaning waren am Samstag mehr als 200 Leute gekommen - und ein Kamerateam aus Südkorea.

(Foto: Catherina Hess)

Die Bürgerversammlung zeigt Ismanings Grenzen beim Ausbau der Infrastruktur. Die Grundschule am Kirchplatz muss warten

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Es hat eine jahrzehntelange Tradition, dass sich die Bürgerversammlung in Ismaning großen Interesses erfreut. Selbst bei strahlendem Sonnenschein wie am vergangenen Samstag ist der Bürgersaal am Dreikönigstag beeindruckend gut gefüllt mit Einwohnern, die sich aus erster Hand über das Geschehen in ihrer Gemeinde informieren wollen. Heuer aber reichte dieser Ruf offenkundig besonders weit, bis nach Fernost nämlich: Ein Kamerateam aus Südkorea verfolgte die Versammlung für einen Beitrag für das öffentliche Fernsehen in ihrer Heimat über Kommunalpolitik in Bayern.

Die südkoreanischen Journalisten erfuhren gemeinsam mit den mehr als 200 Ismaningern, dass die einstige Krautgemeinde dieses Jahr trotz stabiler Finanzlage auf das Geld wird schauen müssen. Grund dafür ist die lange Liste an Investitionen. Vor allem im Bereich Schulen und Kinderbetreuung stehen Großprojekte ins Haus, welche die Kommune finanziell und personell stark forderten, wie Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) sagte. Der zweite Bauabschnitt des Gymnasiums soll bis zum Beginn des neuen Schuljahres, also im September 2018, fertig sein. Es ist ein Bauprojekt bei laufendem Betrieb. Schüler und Lehrer haben im September bereits den Westflügel des ehemaligen Tagungshotels bezogen, nun sollen der Ostflügel mit weiteren Klassen- und Fachzimmern sowie Verwaltungstrakt, Mensa und Aula fertiggestellt werden. Kostenpunkt bislang: 34,7 Millionen Euro brutto allein für das Gebäude. Hinzu kommen etwa 20 Millionen Euro für eine Sporthalle östlich der Aschheimer Straße. Mit dem Bau der Vierfachhalle will die Gemeinde im Frühsommer beginnen, sodass dort von September 2019 an Sportunterricht und Vereinssport stattfinden können.

Eine weitere Großbaustelle ist die Grundschule an der Camerloherstraße. Das bestehende Schul- und Sozialzentrum wird seit vergangenem Sommer saniert und um einen Verbindungsbau erweitert. Für gut 20 Millionen Euro erhält die Schule zusätzliche Klassenzimmer für den Ganztag, es entstehen weitere Räume für den Hort sowie eine Mensa. Außerdem werden Fassaden und Brandschutz ertüchtigt und die Außenanlagen neu gestaltet. Der Kindergarten hat bereits einen Neubau bezogen, das bisherige Kindergartengebäude nutzen künftig Schule und Hort. Bis zum Beginn des Schuljahrs 2019/20 sollen alle Arbeiten fertig werden.

Eine weitere Kindertagesstätte soll im neuen Wohngebiet südlich des Seidl-Kreuz-Wegs entstehen. Dort hat die Gemeinde vergangenes Jahr 23 Baugrundstücke verkauft; die ersten Doppel- und Einfachhäuser sind bereits im Bau. Hinzu werden zwei Mietshäuser mit insgesamt 30 Wohnungen kommen, die die Gemeinde von der Baugesellschaft München-Land errichten lässt. Baubeginn ist für das Frühjahr terminiert. Den Kindergarten übernimmt die evangelische Kirchengemeinde als Träger. 2019 soll sie in Betrieb gehen.

Insgesamt sind im gemeindlichen Budget für 2018 allein für Hochbaumaßnahmen mehr als 46 Millionen vorgesehen. Hinzu kommen Ausgaben etwa für Straßen oder die Umstellung der Kläranlage, zuzüglich der Kosten für die tägliche Verwaltungsarbeit. Auch wenn Ismaning noch auf recht stattliche Rücklagen schauen kann, zuletzt mehr als 50 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu verzeichnen hatte und weiterhin keine Kredite aufzunehmen plant, wie Greulich verkündete, ergibt sich zwischen Einnahmen und Ausgaben inzwischen ein Defizit. Etwa zehn Millionen müsse man in den Planungen noch einsparen, sagte Greulich.

Das hat zur Folge, dass die Kommune einige Projekte zurückstellt - obgleich auch hier viele eine Dringlichkeit erkennen. Das wurde etwa deutlich beim Wortbeitrag von Christoph Trott. Der 43-jährige Vater zweier Kinder wollte vom Bürgermeister wissen, welches Zukunftskonzept die Gemeinde für die Grundschule am Kirchplatz habe. Diese sei mit ihren Kapazitäten "nahezu am Limit", Kinder müssten bei Gruppenarbeiten bereits auf Gänge ausweichen. Fast 400 Kinder besuchen die Grundschule derzeit, die Gemeinde hatte zuletzt Containerklassenzimmer im Pausenhof platziert, um dem Andrang Herr zu werden.

Greulich machte dem Schülervater allerdings wenig Hoffnung auf eine baldige Erweiterung. "Momentan ist weder das Geld dafür da noch die personellen Kapazitäten." Die Gemeinde sei überein gekommen, ihre Projekte eines nach dem anderen fertigzustellen - aktuell zunächst die Camerloher Schule und das Gymnasium. Auch die Pläne für eine dritte Grundschule stünden an. Die Grundschule am Kirchplatz wird wohl erst von 2020 an auf die Agenda kommen.

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