Ismaning: Geschichten aus Bibering

Die Darsteller des Singspiels brachten einige Charaktere der lokalen Prominenz auf die Bühne.

(Foto: Claus Schunk)

Beim traditionellen Starkbierfest blickt die Freie Wählergemeinschaft in die Zukunft der Gemeinde. Die ist ziemlich haarig.

Davon dürfte mancher Landkreisbürgermeister heimlich schon einmal geträumt haben - einmal wie James Bond sein, all seine Probleme einfach so lösen können, mit Charme, Coolness und notfalls der Lizenz zum Durchgreifen statt in langwierigen Verhandlungen mit Gremien, Behörden und Anwohnern. Das Ismaninger Gemeindeoberhaupt Alexander Greulich durfte am Samstagabend solche Abenteuerluft schnuppern: Die Freie Wählergemeinschaft verlegte ihr traditionelles Singspiel in diesem Jahr in die Agentenwelt und ließ die lokale Politprominenz als mehr oder weniger smarte Problemlöser auftreten. Die Rolle des 007 musste der SPD-Bürgermeister dabei allerdings einem anderen überlassen: seinem Amtsvorgänger, FWG-Mann Michael Sedlmair.

Der Biber droht Ismaning zu unterhöhlen: Jetzt ist James Bond gefragt

Bond (dargestellt von Gerd Sigl) wird gemeinsam mit dem bewährten Krautkopfagenten Max Eisenreich (Hans Dullinger) von der örtlichen SPD-Grand-Dame Johanna "Penny" Hagn (Konrad Schraufnagl) zu Hilfe gerufen, um den Bürgermeister (Herbert Baur) zu unterstützen und die drängendsten Probleme der Gemeinde zu lösen. Allen voran das scheinbar unaufhaltsame Vordringen des Bibers, der Ismaning in rasendem Tempo zu unterhöhlen droht.

Eine Geheimwaffe hat die Gemeinde bereits im Einsatz: Martin Soller (Hans Christthaller junior) räumt als Verwandter des Bond-Bösewichts Beißer auf im Wald, während der Bürgermeister mit seinem hoch engagierten jungen Gemeinderatskollegen Alexander "Q" Novakovic (Roland Lummer) das Gemeindegebiet von dessen Flugzeug aus inspiziert.

Der Bürgermeister träumt vom Aufstieg zur "City"

Aus der Luft wird den beiden begeisterten Kommunalpolitikern deutlich, wie sehr Ismaning dem alten Dorfcharakter bereits entwächst und dass es längst den Weg zu einer echten "City" eingeschlagen hat - selbst wenn von den von der SPD im Wahlkampf versprochenen 400 neuen Gemeindewohnungen erst vier zu sehen sind.

Ein "Druckfehler" im Wahlprogramm, klärt Greulich seinen Fluggefährten auf, was einem baldigen Oberbürgermeistertitel jedoch nicht im Wege steht. Davon nämlich träumt der Gemeindechef mit dem "Goldfinger" - eine Reminiszenz an die diesjährige Bürgerversammlung, als Greulich in Biberfragen eine härtere Gangart von den übergeordneten Behörden forderte und dies mit einer Geste untermalen wollte - und anstelle des angestrebten Zeigefingers unbewusst den benachbarten Finger in die Luft reckte.

Im Rathaus hat der Altbürgermeister-Bond währenddessen die Lösung gefunden, wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen sind. Das marode Hallenbad - wo wegen wiederholt aufgetretener Schäden "bald nur mehr Wassertreten möglich ist" - wird künftig schlicht in eine Biberaufzuchtstation umgewandelt. Dort können sich die Nagetiere ungestört tummeln und vermehren. Eine neue Attraktion für den Ismaninger Fremdenverkehr, die Gemeindewerke könnten gar in den Mastbetrieb einsteigen - mit dem Metzger ist laut 007 schon alles geregelt. Von Leberkäs bis Presssack sei vieles vorstellbar.

Provisorisch grüßt der Biber schon einmal vom Wappen

Dank der Kreativität und des unermüdlichen Einsatzes der Krautkopfagenten scheint also ein zarter Hoffnungsschimmer am Horizont auf. Der Biber ist zu schlagen, selbst wenn es dem Ismaninger Landtagsabgeordneten Nikolaus Kraus, wie Fastenredner Günter Glasner in seiner Ansprache noch gemutmaßt hatte, nicht gelingen sollte, natürliche Feinde des Nagers wie Trapper in den Auwäldern anzusiedeln.

Möglicherweise kann der Biber Ismaning sogar noch ganz anders zu Nutzen sein. Sollte der Mohr im Ortswappen einmal politischen Diskussionen zum Opfer fallen, böte er sich als Ersatz an: als Wappentier von "Bibering".